„Ab in den Süden!“ – Gemütliche Tour am Stadtwanderweg 7

Ab in den Süden! Foto: Inna Kravchenko

Das neue Jahr bricht herein und seit Wochen bekomme ich Anfragen von den motivierten Menschen meiner Wander-Begegnungsgruppe „dunya – Begegnung in Bewegung„, wann es denn endlich wieder eine Wanderung gibt. Am fünften Tag des neuen Jahres ist es endlich so weit. Meine Wahl fällt auf eine Wanderung „direkt“ in Wien, bei der alle mitgehen können, die kaum Höhenmeter umfasst und bei der man jederzeit auch abkürzen und mit den Öffis zurück in die Stadt fahren kann. Zudem ist der Stadtwanderweg 7 einer, den ich schon seit langem erkunden wollte.

Romantik Altes Landgut

Wir treffen uns bei einem der sicherlich unromantischsten Orte Wiens – „Altes Landgut“. (Zur Nachlese: https://de.wikipedia.org/wiki/Altes_Landgut) So schön der Name auch ist, er ist leider ganz und gar nicht Programm. Rund um uns nur Beton, hinter uns der Verteilerkreis Favoriten, der FH Campus und das Austria-Stadion. Wir Wandersmenschen mit Rucksäcken, Trinkflaschen und Stöcken sehen zwischen U1 und Bushaltestelle (15A) fast ein wenig verloren aus. Zumindest entdecke ich alle zehn Menschen, die heute mitgehen werden, schnell.

Viele von ihnen waren bereits mehrmals mit mir wandern, manche noch nie – mit Wurzeln in Österreich, Syrien, der Ukraine oder dem Irak sind wir wie immer ein bunter Haufen. Wir kommen gleich ins Plaudern und traben auch schon los.

Der Einstieg zum Stadtwanderweg 7 (die ja meiner Erfahrung nach alle recht unterschiedlich gut beschildert sind) ist nicht ganz leicht zu finden, letztlich sieht man aber, wenn man in Richtung Fußballstadion geht, bald schon die ersten Holzwegweiser. Ab dann ist die Markierung tadellos und es gibt keine Unsicherheiten mehr.

dunya - Wandern und Plaudern. Foto: Sarah Pallauf
dunya – Wandern und Plaudern. Foto: Sarah Pallauf

„Und das ist wirklich immer noch der 10.Bezirk?“

Das erste Wegstück ist noch recht urban (no na) und nicht ganz so spannend. Ab dem Laaer Wald kommen aber die ersten interessierten Blicke und erstaunten Ausrufe: Wir durchqueren den Böhmischen Prater. Der hat zwar Winterpause, einige Teilnehmer:innen nehmen sich aber gleich vor, ein anderes Mal mit ihren Kindern wiederzukommen. Ich finde diesen kleinen, völlig aus der Zeit gefallenen Prater ja immer äußerst nett. Tipp: Toiletten gibt es am Ende des Böhmischen Praters.

Ab der Löwygrube wird es dann nochmals schöner, grüner, weniger urban! Hier gibt es bereits die ersten Teilnehmer:innen, die sagen: „Oha! Das ist auch Wien? Das ist immer noch der 10.Bezirk?“

Über freies Felde. Foto: Inna Kravchenko
Über freies Felde. Foto: Inna Kravchenko

Wir schlängeln uns auf feinen Wegen mal durch Kleingartensiedlungen, mal durch Weingärten immer in Richtung Südosten. Der Blick ist herrlich offen und der Horizont weit. Zudem haben wir die perfekte Wetterlücke erwischt – am Vortag starke Sturmböen, am nächsten Tag strömender Regen. Aber an unserem dunya-Begegnungs- und Wanderfreitag, da ist alles perfekt. Irgendwo zwischen Goldberg und Unterem Feld machen wir dann auch Pause, einige machen Fotos, andere jausnen – und eine Gruppe rafft sich sogar zum Frisbee-Spielen auf.

Frisbee am Felde. Foto: Sarah Pallauf
Frisbee am Felde. Foto: Sarah Pallauf

Begleitung durch die Liesing

Immer noch sehen wir viele Flugzeuge über uns, Schwechat ist nicht weit. Wir spazieren gemütlich plaudernd weiter südwärts und queren die Eisenbahnschienen (Unterführung). Kurz danach erreichen wir Unterlaa und damit auch die Liesing. Die Landschaft ändert sich zu einer sanften Flusslandschaft, zartes Grün ist zu sehen, wieder werde ich gefragt „Und das ist ganz sicher noch der 10.Bezirk?“. 😊 Einige können es kaum glauben.

Die Liesing begleitet uns. Foto: Inna Kravchenko
Die Liesing begleitet uns. Foto: Inna Kravchenko

Einkehr mit Sinn

Der Stadtwanderweg führt uns mit klaren Hinweisen an der Liesing entlang, nun Richtung Westen. Als der Weg, der irgendwann den unendlich langen Namen „Liesingbachbegleitweg“ trägt, auf die Himberger Straße trifft (in Rothneusiedl), trommle ich die Gruppe zusammen. Schließlich gibt es hier die einzige richtige Einkehrmöglichkeit unterwegs. Zudem sind wir bisher doch schon gut 9 km ohne Pause gegangen. Der Gasthof „Unsinn“ (ja, wirklich!) ist gut gefüllt, aber so groß, dass sogar wir zu elft noch einen Platz finden. Wir bestellen einen wilden Mix aus Frittatensuppe, heißer Schokolade und gebackener Scholle und dann kommt sie auch, die Müdigkeit. Auf meine Frage, ob hier jemand abkürzen und in den Bus steigen möchte, bekomme ich aber von allen ein klares Nein.

Noch einmal über die Tangente – und der Kreis schließt sich

Also machen wir uns gestärkt auf den Weg wieder hinaus in die Sonne. Wir folgen der Liesing weiter bis zu den nächsten Bahngleisen – jetzt macht unser Weg einen 90Grad-Knick nach Norden und wir sind schon am letzten Abschnitt angelangt.

Wir treffen einen Partner-Stadtwanderweg. Foto: Sarah Pallauf
Wir treffen einen Partner-Stadtwanderweg. Foto: Sarah Pallauf
Per Albin Siedlung. Foto: Sarah Pallauf
Per Albin Siedlung. Foto: Sarah Pallauf

Am Rande der Per Albin Hansson-Siedlung schlängelt sich der Stadtwanderweg entlang, ein bisschen durch Parks, ein bisschen durch „Gstettn“ und einmal überqueren wir die Südosttangente, bevor wir durch den „Wald der jungen Wienerinnen“ spazieren und auch schon wieder beim immer noch unromantischen Alten Landgut landen. (Apropos, schöne Geschichte: Eine Teilnehmerin ist ganz in der Nähe des Alten Landgutes aufgewachsen und erzählt uns im Gehen, wie die Gegend in den 1960er-Jahren ausgesehen hat. Romantischer, da sind wir uns sicher.)

Die letzten Meter. Foto: Sarah Pallauf
Die letzten Meter. Foto: Sarah Pallauf

Bevor wir uns wieder der Betonwüste hingeben, gibt es noch einen kleinen Abschluss- und Abschiedskreis. Wir sind uns alle einig: Gut, dass wir den Tag so gut genutzt hatten. Gut, dass das Wetter so fein war!

Und vor allem: Wie schön, dass wir wieder so feine Begegnungen hatten und am Stadtwanderweg 7 den zehnten Wiener Gemeindebezirk ganz neu kennenlernen durften.

Fazit

Vielleicht nicht der spannendste aus der Reihe der Stadtwanderwege, aber ein durchaus überraschender. Ich kannte die Gegend kaum und es war den Teilnehmer:innen ihre Überraschung darüber, immer noch in Favoriten zu sein, den ganzen Tag lang anzumerken. Es ist ein sehr gut markierter Wanderweg, der fast völlig ohne Höhenmeter auskommt. Mit dem Gasthof Unsinn hat man auch eine urige Einkehrmöglichkeit und die freien Felder rund um den Laaer Berg, der Böhmische Prater und der lange Abschnitt an der Liesing sorgen für feine Abwechslung zwischendurch. In diesem Sinne: Ab in den Süden!

Ab in den Süden! Foto: Inna Kravchenko
Ab in den Süden! Foto: Inna Kravchenko

Tipp

Die Stadtwanderwege gibt es zum Nachgehen auch auf einer feinen App, die extra dafür programmiert wurde: „CityHikes„. Sie bietet nicht viel außer eben den Stadtwanderweg, dafür mit Live Location, Einkehrmöglichkeiten und Toiletten unterwegs.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   4:00 Std Wandern   100 HM   100 HM   15 km   GPX Track

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert