Sehr aussichtsreiche (Winter-)Wanderung mit abwechslungsreichen Wegen und Schnee in höheren Lagen.
Nach einer zu schneereichen Wanderung im Hochschwabgebiet vor ein paar Tagen, entscheide ich mich für eine etwas niedriger gelegene Tour, mit der Option abzukürzen. Ausgangsort ist Pürgg, eine kleine Ortschaft nach Stainach – mit fantastischem Blick auf den Grimming. Allein dafür ist Pürgg eine Reise wert.
Ich entscheide mich für die erstmögliche Verbindung, welche für mich mit einer Busfahrt nach Graz um kurz vor halb 7 beginnt. Dort hab ich genug Zeit um umzusteigen und könnte mir sogar noch eine Jause besorgen, hätte ich noch keine. Von Graz geht’s direkt weiter mit dem IC nach Stainach-Irdning. Der Anschlusszug – der Regionalzug nach Attnang Puchheim – wartet bereits und nach nur 4 Minuten Fahrtzeit steige ich um dreiviertel 10 an der ersten Station in Pürgg aus. So einen Bahnhof (bzw. Bahnsteig) habe ich noch nie gesehen! Es führt keine Straße, sondern nur ein Wanderweg in die Ortschaft, und zwar gleich ordentlich steil. Die Wanderung beginnt also mehr denn je direkt beim Bahnhof – ich bin bereit!
Aufstieg zum Jungfrausturz und aufs Gindlhorn
Nach ein paar kleinen Kehren ab dem Bahnhof gelange ich in ein paar Minuten in den Ort. Vorbei an der Kirche und einem Gasthaus folge ich bald den ersten Wegweisern in Richtung Himmelsleiter, Dachsteinblick, Brandanger-Alm bzw. zum Naturbad Pürgg, an welchem ich nach circa 15 Minuten vorbeigehe. Die Straße ist nun geschottert und ich komme an den nächsten Hinweistafeln vorbei, die auch schon auf das Gindlhorn hinweisen – mit einer Gehzeit von 1 ½ Stunden. Fast durchgängig habe ich den Grimming mit seiner gesamten Pracht und Macht im Blick, bis ich über einen gut markierten Wiesenweg in den Wald gelange.
Zu diesem biege ich kurz vor einem Viehgatter nach links ab (rot-weiße Markierung). Zunächst folge ich dem Waldweg, der mal steiler ist und Felsstufen hat, mal breiter und gemütlicher. Nach circa 1 Stunde komme ich zur sogenannten Himmelsleiter – einer Holzstiege/Leiter, die unschwer zu überwinden ist.
Am oberen Ende der Leiter angekommen hab ich wieder einmal einen tollen Blick auf den Grimming. Es wird ein bisschen felsiger, aber es gibt keine Kletterstellen.
Ich begegne einer anderen Wanderin, die mir entgegenkommt. Bald nach der Himmelsleiter komme ich zur Abzweigung zum Jungfrausturz, welcher nicht gekennzeichnet ist. Ich weiß nicht, was mich erwartet, bereue aber nicht diesen Abstecher gewählt zu haben, weil mich ein Wahnsinnsblick erwartet.
Über eine Art Kamm gehe ich zum Ende des Weges und stehe gefühlt direkt vorm Grimming. Vorne angekommen ist ein kleines Plateau und ich mache eine kurze Rast. Nach ein paar Minuten geht’s wieder zurück zum Wanderweg, dem ich nach links folge. Auf einer Lichtung sehe ich zum ersten Mal Schnee (aus der Nähe) und habe auch das Gindlhorn im Blick – es wirkt noch recht weit weg.
Über die Wiese und an zwei Hütten vorbei komme ich zu einem breiteren Weg, der mit einer Schneeschicht bedeckt ist und mich dann doch schneller als gedacht zur Abzweigung führt. Am Schild ist mein Ziel mit 30 Minuten angeschrieben. Der Pfad links hinauf ist ebenfalls schneebedeckt mit vielen Spuren.
Mithilfe der Grödel komme ich gut hinauf – ohne war es zum Teil rutschig, weil die Spuren den Schnee stark verpresst und eisig gemacht haben. Über eine weitere Holzstiege (ähnlich der Himmelsleiter) und einen steilen Weg bin ich nach circa 20 Minuten on the Top of Gindlhorn angekommen.
Hier oben gibt es zwei Holzbänke (weit entfernt vom Abgrund), ein Gipfelbuch und ein Gipfelkreuz, das sehr exponiert auf einem eigenen kleinen Felsen aufgestellt wurde.
Zum Kreuz geht’s ein paar ausgesetzte Tritte bergab und auf diesem Felsen ein paar Schritte hinauf. Bei Wind hätte ich das vielleicht ausgelassen. Ich mache Pause und bestaune erneut den Grimming und die anderen Berge – den Dachstein müsste man auch sehen.
Aufstieg zum Brandanger
Ich steige denselben Weg wieder ab und lasse meine Grödel gleich an, weil es im Schnee weitergeht. Mein nächstes Ziel ist der Brandanger welcher in zwei Richtungen angeschrieben ist – ich entscheide mich für die schnellere Route ‚über Rieb‘, mit 1 Stunde Gehzeit.
Zuerst über eine Forststraße gehend, biege ich nach einer Weile auf den Wanderweg in den Wald ab. Hier gibt’s überall Spuren, die Grödel sind nicht unbedingt erforderlich aber schaden auch nicht.
Kurz vorm Brandanger komme ich aus dem Wald heraus und der Schnee ist gleich viel tiefer. Am Brandanger mit seinen 1.425 Meter gibt es viele Schilder, aber nur in ein paar Richtungen Spuren.
In Richtung Leistenstein und auf den Brandangerkogel
Zum Leistenstein (nur teilweise markiert und mit 20 Minuten angeschrieben) geht es in Richtung Nordosten. Ich gehe los über die große Schneefläche, kehre aber nach ein paar hundert Metern wieder um – es sind keine Spuren und der „Weg“ ist recht abschüssig. Ich glaube außerdem, dass ich etwas näher beim Leistenstein sowieso nicht weitergekommen wäre. Wieder beim Wegkreuz am Brandanger gehe ich eine Art Forstweg, welcher nicht markiert ist und auch gar keine Spuren hat, in Richtung Westen auf den Brandangerkogel.
Durch teilweise sehr tiefen Schnee – aber nie abschüssig oder zu steil – bin ich schon nach circa 15 Minuten beim Minigipfelkreuz (Jägerkreuz) am 1.508 Meter hohen Brandangerkogel.
Abstieg nach Pürgg und Heimreise
Vom Gipfel mache ich mich auf demselben Weg, den ich hinaufgegangen bin, wieder hinunter zum Brandanger und folge den Schildern nach Pürgg ‚über Kogelhalt-Thaler‘. Der Weg ist aufgrund der Spuren gut ersichtlich, wenn auch tief verschneit.
Nach einer Weile komme ich zum Schild des ‚Willi-Wegs‘ und ab hier geht es eher steil bergab durch den Wald. Immer wieder sind Bäume markiert, aber durch die Spuren habe ich ohnehin nie das Gefühl vom Weg abzukommen.
Einmal muss ich links abbiegen, hier ist ‚Thaler-Pürgg‘ noch mit 1 Stunde angeschrieben. Ich habe noch meine Grödel an und die tun gute Dienste, denn immer wieder sind eisige Stellen am Wandersteig. Während meines Abstiegs hab ich überlegt, ob ich wohl den einen angepeilten Bus erreichen könnte – wohl eher nur mit Laufen bzw. sehr knapp. Demnach entscheide ich mich, mich nicht unnötig zu beeilen, denn Laufen bei Schnee ist sowieso keine so gute Idee.
Als der Schnee weniger wird, lege ich die Grödel ab und bin bald kurz vor Pürgg. Bei einem Bankerl mit Grimming- und Pürggblick mache ich nochmals Rast, denn bis zum nächsten Zug habe ich jede Menge Zeit. Ich jausne und trinke Tee, merke aber, dass es mit der Zeit zu kalt wird um dort länger zu warten. Um nicht eine halbe Stunde zu früh am Bahnhof zu sein, gehe ich zur Bushaltestelle Untergrimming um den nächsten Bus, der kommt zu nehmen. Der Weg dorthin führt wieder durch die Ortschaft Pürgg und fast bis zum Bahnhof, dann biege ich links ab und komme nach circa 10-15 Minuten zur Bushaltestelle Untergrimming direkt an der Bundesstraße.
Den vorigen Bus hätte ich nie erreicht, denn der Weg ab dem Bahnhof (circa 1 Kilometer und 150 Höhenmeter bergab) ist nicht zu unterschätzen. Um nicht irgendwo herumzusitzen und zu warten fahre ich mit dem Bus 950 in die falsche Richtung bis Thörl Geweßler, gehe dort circa 5 Minuten zum Bahnhof Bad Mitterndorf und steige in den Regionalzug (in die richtige Richtung) ein, der kurz darauf nochmals durch Pürgg fährt und mich bis Stainach-Irdning bringt. Meine weitere Heimreise ist wie die Anreise.
Fazit
Mich hat die gesamte Tour sehr begeistert. Den Grimming so oft im Blick zu haben fand ich sehr faszinierend. Die unterschiedlichen Wege und auch Schneelagen haben einen guten Mix hineingebracht. Einen Tag nachdem ich die Tour gemacht habe, hats geschneit – demnach könnte natürlich auch schon tiefer Schnee liegen.
Varianten
Ein Stückchen nördlich vom Gindlhorn gibt es noch das „Kleine Horn“, welches man anhängen könnte. Der Abstieg wäre auch nach Lessern möglich (vor allem wenn man den Brandanger auslässt). Die Tour könnte man denk ich auch problemlos in die umgekehrte Richtung gehen.
Tourdaten
Gegangen im Jänner 2024