Nach meiner ÖTK-Klettersteig-Begehung auf der Hohen Wand habe ich Lust auf mehr bekommen und nur 5 Tage später hat es meine Schwester und mich auf die großen Klettersteige der Preinerwand verschlagen. Mit dem Abstieg über den Gaislochsteig ins Große Höllental haben wir noch einen dritten Steig angehängt und die Tour abermals zu einer Überschreitung gemacht.
Da einige Höhenmeter vor uns liegen nehmen wir den frühen, nur am Wochenende verkehrenden REX 9 von Wien Hbf nach Payerbach/Reichenau um 7:25. In Payerbach steigen wir in den Bus 342 aufs Preiner Gscheid um und fahren bis zur Haltestelle Prein an der Rax Berta-Heller-Straße. Unter der Woche kann man um 6:58 mit dem RailJet bis Wiener Neustadt fahren und dort in den REX 3 nach Payerbach/Reichenau umsteigen.
Zustieg Haidsteig
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die zum Haidsteig führen. Da der Zustieg über die Griesleiten anfangs auf einer Straße verläuft, steigen wir eine Busstation früher aus (Berta-Heller-Straße) und gehen rechts vom Gasthof Oberer Eggl auf einem Forstweg los in Richtung Bachingerbründl, Holzknechtsteig, Neue Seehütte.
Der Weg ist etwas sporadisch markiert, man sollte die Karte bzw. den Gps-Track im Auge behalten, damit man nicht falsch abzweigt. Beim Bachingerbründl folgen wir dem Holzknechtsteig bis zur Einstiegstafel des Haidsteigs. Spätestens hier legen wir Klettersteigset und Helm an.
Der Haidsteig (Schwierigkeit D, I-)
Nach einem kurzen Einstiegsstück am Seil geht es über Geröll bis zum ersten der zwei berühmten Steigbäume.
Immer wieder gibt es Gehstellen, nach dem Steigbuch bei der schwarzen Madonna auch eine sehr einfache, ungesicherte Kletterstelle (I-). Die Schlüsselstelle ist ein enger Kamin im Kessel nach dem zweiten Steigbaum (oft nass!).
Die genaue Routenbeschreibung mit Topo gibt es hier.
Alles in allem ist der Haidsteig ein sehr schön angelegter, langer Klettersteig, der, wenn man schwindelfrei, trittsicher und klettersteigerfahren ist, ein tolles Erlebnis bietet. Trotzdem ist der Haidsteig eine alpine Angelegenheit und ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Bei Nässe oder drohendem Gewitter nicht in die Wand einsteigen! Außerdem gilt es, Steinschlag soweit möglich zu vermeiden!
Tipp: Möglichst früh und unter der Woche gehen, an schönen Wochenenden können sich in der Wand regelrecht Staus bilden.
Am Ende des Haidsteigs gehen wir einige Meter nach rechts zum Gipfelkreuz der Preinerwand.
Meine Schwester entscheidet sich für die relaxte Variante und kehrt in der etwas unterhalb liegenden Neuen Seehütte ein, während ich den Königschusswandsteig noch dranhänge.
Zustieg Königschusswandsteig
Um zum Königschusswandsteig zu gelangen, steige ich 200 Höhenmeter über den Holzknechtsteig, welcher in Wahrheit ein einziges Geröllfeld ist, ab. Der Zustieg ist echt nicht ohne und ich würde ihn nur Leuten empfehlen, für die Geröll, Schutt und loses Gestein kein Problem ist. Man kämpft sich weglos, immer wieder abrutschend quer durch die Rinne, bis man das gelbe Einstiegsschild erreicht.
Der Königschusswandsteig (Schwierigkeit D/E)
Der Königschusswandsteig ist zwar kürzer als der Haidsteig, aber dafür um einiges anspruchsvoller und kräfteraubender. Die Route verläuft sehr steil und direkt durch die Wand und schon der Einstieg ist ziemlich fordernd.
Die Schlüsselstelle ist ein kurzes, leicht überhängendes Stück nach dem Steigbuch. In weiterer Folge geht es in nochmals anspruchsvoller Kletterei durch eine enge Höhle, bevor man mit einem Spreizschritt das letzte Stück des Steiges, welches über die Preinerwandplatte führt, erreicht.
Die genaue Beschreibung mit Topo hier.
Meine Meinung zum Königschusswandsteig ist zwiegespalten: Einerseits ist da der Zustieg, der alles andere als schön ist, andererseits ist der Steig selber ein herausforderndes, aber lohnenswertes Erlebnis für Extremklettersteigenthusiasten. Im Vergleich zum ÖTK-Steig würde ich sagen, dass dieser zwar kräfteraubender ist, klettertechnisch steht ihm der Königschusswandsteig aber um nichts nach.
Nach dem Ausstieg gehe ich links zurück zur Neuen Seehütte, wo ich meine Schwester wieder treffe.
Abstieg: Über den Gaislochsteig (Schwierigkeit B) ins Große Höllental
Von der Seehütte nehmen wir den Seeweg in Richtung Ottohaus. Nach einiger Zeit zweigen wir nach links in Richtung Dirnbacherhütte, Gaislochsteig/Gr. Höllental ab. Vor der Dirnbacher-Hütte (Biwak) gehen wir rechts auf den gelb markierten Gaislochsteig.
Der Kletterteil des Gaislochsteiges führt auf mehreren Leitern und Tritten am Talschluss des Großen Höllentals 80 Höhenmeter bergab.
Da an dieser Stelle manchmal ein Wasserfall verläuft, ist die Steiganlage fast immer nass und sehr rutschig. Auch wenn es “nur” Schwierigkeit B ist, empfehle ich aufgrund der Gegebenheiten unbedingt, Set, Gurt und Helm wieder anzuziehen.
Am Ende der Versicherung geht es zuerst einigermaßen steil in Serpentinen bergab, dann flach auf einer Forststraße. Der Schönbrunnerweg (Beschilderung folgen) verbindet die Forststraße mit dem Weichtalhaus, unserer Enddestination. Im Wald darüber umgehen wir den Tunnel der Weichtal-Bundesstraße.
Heimreise
Wir steigen bei der Haltestelle Höllental Abzw. Weichtalhaus in den Bus nach Payerbach/Reichenau Bahnhof ein. Am Wochenende gibt es zwei realistisch erreichbare Verbindungen (17:02 und 18:27) unter der Woche leider nur eine (17:56). In Payerbach/Reichenau nehmen wir den Regionalzug zurück nach Wien.
Fazit
Wenn man nur den Haidsteig wählt eine sehr schöne Klettersteig-Überschreitung auf der Rax, mit dem Königschusswandsteig zusätzlich wird es zu einer anspruchsvollen “Extrem”-Tour.
Tourdaten
- Haidsteig: circa 2 Stunden, 420 Höhenmeter
- Königschusswandsteig: 1-1½ Stunden, 230 Höhenmeter
- Dauer gesamt: 9-10 Stunden mit Königschusswandsteig bzw. 7-8 Stunden ohne