Schneeschuhtour Ochsenberg

Faszination Winter – Watzmann und Hochkalter. Foto: Karl Plohovich

Der Erderhitzung ist es geschuldet, dass in den Wintern unserer Tage am Untersberg die 0°- Grenze immer wieder bis ins Hochgebirge steigt, es bis über 2.000 Meter hinauf regnet und der Schnee meist lediglich wenige Tage in der Saison bis ins Tal reicht. Wer sich das Skitragen ersparen will, dem bietet das Schneeschuhgehen eine Alternative. Die Schneelage ab etwa 1.400 Metern wird viele Monate (Dezember bis April, manchmal sogar länger) ausreichend sein.
Unabdingbare Voraussetzung für eine Tour ist allerdings ein gut tragender Harschdeckel, wache Sinne und gute Kondition, von guter Sicht ganz zu schweigen. Nur wenn Nebel oder gar Schneefall ausgeschlossen sind, darf ein Gedanke an solche Unternehmungen verschwendet werden. Und solche Wetterlagen sind – gottlob – gar nicht so selten!

In den vergangenen drei Jahren habe ich den Untersberg als Eldorado für diesen Wintersport schätzen gelernt. „Pas pro toto“ – also als ausgewählte Tour – hier der Ochsenberg.

Bike & Schneeschuhtour

Vom Salzburger Hauptbahnhof – der Untersberg mit verschiedenen Gipfeln, die allerdings nur der wirkliche Experte benennen kann, ist schon, die Stadt beschützend und beherrschend zu sehen – führt die Radstrecke über die Salzach. Niemand wird bei der morgendlichen Fahrt über den „Müllner Steg“ darauf verzichten, den Blick nach links zu wenden um die Festung und die vieltürmige Altstadt (kurz) zu bewundern. Durch das gepflasterte Salzachgässchen geht es dann Richtung Stiegl-Brauerei und – dann bereits in ruhiger Umgebung (in der Früh wird man einigen HundebesitzerInnen begegnen und der einen oder anderen Läuferin – tatsächlich viel mehr Frauen als Männern) – am Glan-Radweg nach Fürstenbrunn.

Wer ohne E-Bike unterwegs ist, wünscht es sich nun: die Straße ist steil, sehr steil. Man folgt ihr, am Parkplatz für die Skipiste vorbei, über die „Römerbrücke“, links der Veitlbruch mit Kapelle, und flacher weiter, bis am Scheitelpunkt der Straße ein breiter Forstweg nach links abgeht (circa 1 Stunde).

Dort wartet das Rad (vielleicht an einen Baum gelehnt), und die Bewegung des Gehens gibt ab nun den Takt vor: Forststraße – Zufahrt zu einer Wiese mit Futterstelle – Steiglein – markierter Klingersteig. Je nach Vorliebe wird man nach dem ersten steilen Aufstieg, der wieder die Forststraße erreicht, dieser oder dem Steig folgen. Schließlich geht es über Holzstufen, die die steile Böschung der Straße überwinden, in jenes Gelände, das nach den Stürmen der Jahrtausendwende aufgeforstet werden musste und nun schon einem Jungwald Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Höher oben steigt man noch einige Kehren durch Hochwald, bis der Stieg flach nach links (östlich) zieht und man den riesigen Ahorn mit Hinterglasbild (Franziskus und Maria) erreicht (gut 1 ¼ Stunden).

Nun gilt es einen steilen Hang zu queren und den besten Möglichkeiten in das weite Kar zu folgen. Spätestens hier wird man die Schneeschuhe vom Rucksack nehmen. Vielleicht findet man auch Spuren von Glücklosen, die ohne diese Hilfsmittel bis zur Hüfte eingebrochen sind und aufgeben mussten. 

Das Kar im Aufstieg zur Klingeralm. Foto: Karl Plohovich
Das Kar im Aufstieg zur Klingeralm. Foto: Karl Plohovich
Das Kar im Aufstieg eine Woche später. Foto: Karl Plohovich
Das Kar im Aufstieg eine Woche später. Foto: Karl Plohovich

Ein wenig Lawinenschutt könnte in diesem Kar liegen: Die Hänge rechts, die zur Hütte hinaufziehen, werden von der Sonne beschienen: von den Bäumen fallender Schnee und eingewehte Bereiche haben auf dem abschüssigen Wiesengelände der Schwerkraft nicht mehr standgehalten. 

Nun gilt es, mit wachen Sinnen den besten Aufstieg zu finden. Meist wird man ihn in der steilen Rinne finden, die mittig das Kar hinaufzieht. Ganz schön alpin, wird man sich da zuraunen…

Ganz schön alpin. Foto: Karl Plohovich
Ganz schön alpin. Foto: Karl Plohovich

Oben wird es wieder flacher und der Aufstieg zur Hütte wird in einem Linksbogen am besten zu bewältigen sein.

Die große Hütte auf der Klingeralm. Foto: Karl Plohovich
Die große Hütte auf der Klingeralm. Foto: Karl Plohovich
Rast bei der Hütte. Foto: Karl Plohovich
Rast bei der Hütte. Foto: Karl Plohovich

Dieser herrliche Platz ist so weit vorgeschoben, dass selbst am kürzesten Tag des Jahres die Sonne bis um circa 15 Uhr wärmend ihre Strahlen sendet. Wer einfach dies genießen will, möge dies in allem Frieden tun. Doch wer sich die Freude einer Schneeschuhtour auf der Hochfläche zutrauen und erobern möchte, für den geht es jetzt erst richtig los!

Der schattige Steig hinüber zur Vierkaseralm lässt sich mit einigem Gespür finden. 

Blick hinüber zur Klingeralm. Foto: Karl Plohovich
Blick hinüber zur Klingeralm. Foto: Karl Plohovich

Wem die Ortskenntnis vom Sommer her fehlt, könnte sich über GPS Verstärkung gönnen, um manche Passagen nicht zu hoch und nicht zu tief anzugehen und sich allfällige Sackgassen zu ersparen. 

Die flach einfallende Sonne. Foto: Karl Plohovich
Die flach einfallende Sonne. Foto: Karl Plohovich

Nach einer Stunde wird man endlich wieder eine sonnige Wiese erreichen: die Vierkaseralm. Bei der neuen Hütte ist jedenfalls dann eine Rast fällig, wenn man sie bei der Klingeralm ausgelassen hat. 

Vierkaserhütte. Foto: Karl Plohovich
Vierkaserhütte. Foto: Karl Plohovich

Bis hierher wird man schon Erfahrungen gesammelt haben: Wie tragfähig ist der Schnee? Welche Steilheit kann ich gut gehen? Etc. etc. 

Und nun, gut gestärkt und ausgeruht: Alles liegt vor Dir! Wähle nach Herzenslust deinen Weg! 

Es geht ins Gelände. Foto: Karl Plohovich
Es geht ins Gelände. Foto: Karl Plohovich

Im Spiel von Sonne und Schatten, im Tanz zwischen Tälern, Graten und Gipfel-Erhebungen, Tierspuren folgend oder unberührte Weiße mit deinen Schritten verzierend strebst du bergwärts. 

Mühlsteine, oder... Foto: Karl Plohovich
Mühlsteine, oder… Foto: Karl Plohovich

Es gilt, die große Richtung auf das von dir angestrebte Ziel im Auge zu behalten und die viele kleinen Wendungen und Windungen zu genießen… 

Hasenspur mit Blick zur Vierkaseralm. Foto: Karl Plohovich
Hasenspur mit Blick zur Vierkaseralm. Foto: Karl Plohovich

Wenn du zum Ochsenberg gehst, – wie wirst du staunen, auf einmal eine große weiße Fläche, eine eingesenkte Wiese vor dir liegen zu sehen… Du schaust zur Vierkaserhütte – Was, erst 30 Minuten sind es, seit ich von dort aufgebrochen bin?! 

Die Wiese mit Blick zum nahen Ochsenberg und hinten der Berchtesgadner Hochthron. Foto: Karl Plohovich
Die Wiese mit Blick zum nahen Ochsenberg und hinten der Berchtesgadner Hochthron. Foto: Karl Plohovich
Einsame Spur über verborgene Wiese. Foto: Karl Plohovich
Einsame Spur über verborgene Wiese. Foto: Karl Plohovich

Schließlich bist du beim Gipfelkreuz und blickst hinüber zum Mitterberg und zum Berchtesgadener Hochthron. 

Ochsenberg-Gipfel, links Mitterberg, rechts Berchtesgadner Hochthron. Foto: Karl Plohovich
Ochsenberg-Gipfel, links Mitterberg, rechts Berchtesgadner Hochthron. Foto: Karl Plohovich

Wenn die Tage länger sind, vielleicht im April, dann sind auch diese Gipfel erreichbar, auf gewundenen und doch so unbeschwerten Pfaden.

Wilder Kaiser. Foto: Karl Plohovich
Wilder Kaiser. Foto: Karl Plohovich

Nun aber winkt die Klingeralm herauf: Was, da soll ich hinunter? Wie wird das gehen, durch dieses Gewirr von Löchern und Mugeln, durch diesen Irrgarten?  

Da unten ganz links liegt die Klingeralm – wird es ein Durchkommen geben... Foto: Karl Plohovich
Da unten ganz links liegt die Klingeralm – wird es ein Durchkommen geben… Foto: Karl Plohovich
Sanftes... Foto: Karl Plohovich
Sanftes… Foto: Karl Plohovich

Wieder gilt: die große Richtung festhalten, und die Schritte an die kleinräumigen Möglichkeiten anpassen. Vielleicht, wenn du es mal (wie ich vor vielen Jahren beim Abstieg von Montblanc) erfahren hast, wirst du dich an die Wegsuche durch einen Gletscherbruch erinnert fühlen. 

...und wildes Gelände. Foto: Karl Plohovich
…und wildes Gelände. Foto: Karl Plohovich

Doch dann wirst du dir sagen: Nein, das Gelände hier ist doch viel freundlicher! 

Spur durch den Gletscherbruch, oder... Foto: Karl Plohovich
Spur durch den Gletscherbruch, oder… Foto: Karl Plohovich

Vielleicht gerätst du in eine Sackgasse – na und? Umdrehen und einen sicheren Weiterweg wählen, Grate den Gruben vorziehen. 

...verführerische Linie - Licht und Schatten... Foto: Karl Plohovich
…verführerische Linie – Licht und Schatten… Foto: Karl Plohovich
...der Versuchung erlegen... Foto: Karl Plohovich
…der Versuchung erlegen… Foto: Karl Plohovich

Achtung: bei Latschen oder bei herausschauenden Felsen könnte man auch mal tief einbrechen. Doch dem Vorsichtigen und der Aufmerksamen wird dies erspart bleiben. 

Vielleicht erreichst du auf der Klingeralm (von Hütte zu Hütte vielleicht 2 Stunden) nochmal die Sonne. Warte ruhig, bis sie sich hinter dem vorgeschobenen Berg zu verstecken beginnt. 

Rastzeit - und dann verschwindet die Sonne. Foto: Karl Plohovich
Rastzeit – und dann verschwindet die Sonne. Foto: Karl Plohovich

Es bleibt lange genug hell. Die Sonnenbänder, die dann über Salzburg gezeichnet werden, sind sehenswert! 

Sonnenbahnen. Foto: Karl Plohovich
Sonnenbahnen. Foto: Karl Plohovich
Die Festung vor dem Kapuzinerberg. Foto: Karl Plohovich
Die Festung vor dem Kapuzinerberg. Foto: Karl Plohovich

Vor manche „Erscheinungen“ im Wald wirst du vielleicht mit ungläubig offenem Mund verweilen…

Altersweise(weiße) Waldrebe. Foto: Karl Plohovich
Altersweise(weiße) Waldrebe. Foto: Karl Plohovich
Lava - eine abendrot-Feurige Lacke. Foto: Karl Plohovich
Lava – eine abendrot-Feurige Lacke. Foto: Karl Plohovich

Und wenn du um 17 Uhr oder 17:30 Uhr dein Rad besteigst, wirst du das Gefühl haben, aus einer anderen Welt zu kommen. Vielleicht leuchtet dir schon der Mond; über den starken Scheinwerfer deines Rades wirst du froh sein!   

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   10:00 Std Bike & Hike   1.400 HM   1.400 HM   37 km   GPX Track
  • Bahnhof – Abzweigung: circa 1 Stunde
  • Aufstieg zur Klingeralm: 2 Stunden
  • Weg zur Vierkaseralm: 1 Stunde
  • Weg über den Ochsenberg zurück zur Klingeralm: 2 Stunden
  • Abstieg zum Rad: 1 ¾ Stunden
  • zurück zum Bahnhof: ¾ Stunde
  • Gesamt: 8,5 Stunden – ohne Rastzeiten!

Ein Kommentar

  1. Karl, wenn man deine letzten Beiträge gelesen hat, erkennt man ganz klar, dass du den Untersberg liebst und diese Seite schon zu jeder Jahreszeit erwandert hast. 😉
    Macht richtig Lust auf eine besondere Schneeschuhtour. 🙂
    Genial geschriebener Beitrag!
    Vielen Dank dafür, Lorenz

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