Kombination von Ötschergräben und rauhem Kamm – zwei der Highlights am Ötscher. Die An- und Abreise ist halt lang.
In St. Pölten steige ich aus und gehe zu Bahnsteig 13, wo die Mariazellerbahn schon wartet.
Den Fahrschein für die Mariazellerbahn kaufe ich mir bei der Schaffnerin direkt im Zug. Mit meiner Vorteilscard kostet mich das EUR 9,00 bis Erlaufklause.
Ich geniesse die zweistündige Fahrt – sehe das Morgenrot, zwei flüchtende Rehe (inkl. Haken, wie aus dem Bilderbuch), eine Hirschkuh, mehrere Tunnel, Wiesen, Höfe, etc. Zwischendurch schlafe ich ein bisschen.
Ötschergräben
Beim Bahnhof Erlaufklause überquere ich den Bahnübergang und folge der Straße bergab. Damit komme ich zum Stausee hinunter und gehe über die Dammkrone zum Parkplatz hinüber. Von dort ist die Zeit bis zum Ötscherhias mit 45 Minuten angegeben, ich bin in 30 Minuten dort, ohne mich groß zu beeilen.
Beim Ötscherhias quere ich den Ötscherbach und gehe nach links, flussaufwärts.
Der Mirafall – sonst ein Naturschaupiel – ist leider ausgetrocknet und tröpfelt nur traurig die Wand hinunter. Ich mache kein Foto.
Der schmale Weg verläuft entlang der Talseite, über Brücken und Rampen – oft ohne Geländer. Ganz kleine Kinder würde ich dort ans Seil nehmen. An der Hand nehmen ist wegen des schmalen Weges nämlich auch nicht immer möglich.
Mein Jüngster war 6 Jahre alt, als er dort das erste Mal war. Damals ohne Seil. Heute bin ich ängstlicher. Oder erfahrener.
Die Abzweigung Richtung Jägerherz erreiche ich kurz vor 10:00. D.h. vom Ötscherhias aus bin ich eine halbe Stunde unterwegs gewesen.
An dieser Stelle ist der Ötscher mit 4,5h Gehzeit angeschrieben. Das sehe ich als Abschreckung, damit keine Halbschuhtouristen den nicht unkritischen Aufstieg riskieren. Ich bin heute eher langsam unterwegs und brauche von dort bis zum Gipfel weniger als 4h.
Es geht gleich einmal sehr steil über Serpentinen im Wald hinauf. Danach schmale Querung des Grats zwischen Ötscherbach und dem Zufluß, an dem ich abgezweigt bin. Nach dem Grat kommt ein flaches Waldstück, danach gehe ich bis zum Jägerherz auf einer Forststraße.
Beim Jägerherz komme ich weitere 30min später, um 10:30 an. Ab hier verlasse ich die Forststraße und gehe über eine Almwiese, die zu einer Rast einlädt.
Nach dem Dickicht wird der Weg steiler und geht durch Serpentinen durch einen lichten Wald.
Schließlich verlasse ich auch diesen und bewege mich unterhalb der markanten Felswände des rauhen Kamms entlang. Vorbei am Geldloch und am Taubenloch. Diese Strecke gehe ich kurze Zeit später weiter oben, ein Stück nach Norden versetzt in die Gegenrichtung.
Um 12:05 bin ich am Abzweiger oben, am „Anfang“ des Rauhen Kamms. D.h. ich bin bis hier schon über 3h unterwegs.
Rauher Kamm
Der rauhe Kamm beginnt ja einmal recht „glatt“: Es geht recht beschaulich an den Felswänden vorbei – erst später werden alle überklettert.
An der ersten Kletterstelle sind Hannes und ich letzten November fast gescheitert. Der Schnee war frisch, wir waren die ersten oben und fanden keinen vertrauenswürdigen Aufstiegsweg. Nach ein paar Minuten haben wir uns einen Stand gebaut und ich habe Hannes gesichert. Kurze Zeit später sind Ortskundige gekommen und mit einem Kopfschütteln an uns vorbei hinauf gestiegen.
Ohne Schnee stellt die Stelle diesmal sogar für mich kein Problem dar – mein Stolz darüber hält sich aber in Grenzen.
Danach kommen noch ein paar erdige Stellen, bis es schließlich hinauf zum vorletzen Vorgipfel geht.
Von unten beobachte ich schon, dass es sich in der halben Höhe staut und dass die Leute dann an der äußeren Flanke aufsteigen. Als ich selbst an der Stelle bin, sehe ich warum: Der markierte Weg geht in der Verschneidung weiter (am Bild unten sieht man die senkrechte Verschneidung in der Bildmitte). Allerdings ist die Markierung von unten nicht gut zu sehen. Ein horizontaler Pfad ist jedoch gut zu erkennen – und dem gehen alle nach. Dieser wird schließlich so schmal, dass man nicht mehr weiter kommt. Anstatt zur Verschneidung zurück zu gehen, gehen die Leute am Bild alle direkt hinauf.
Danach kommen die schmalen Gratpassagen. Ein, zwei Mal kann man entweder die Felsblöcke überklettern oder unten vorbei gehen.
Danach die letzten Kletterpassagen hinauf zum Gipfelbuch, wo ich um 13:20 ankomme. Von dort sind es bis zum eigentlichen Gipfel noch flache 15-20min.
Ich lege mich nach dem Ausstieg ins Gras und mache Pause. Wäre ich gleich weitergegangen, wäre ich um 13:40 beim Gipfelkreuz angekommen. D.h. vom Bahnhof Erlaufklause weg ungefähr 5h, vom Jägerherz weg ungefähr 3h.
Schließlich steige ich sehr langsam bis zum Ötscherhaus ab (1h). Mein Bus fährt um 16:33 in Lackenhof unten ab, ich komme kurz vor 15:00 beim Ötscherhaus an. Ich essen einen kleinen Schweinsbraten und kann mich zu dem Abstieg über die Schipisten nicht mehr motivieren. Also fahre ich mit dem Sessellift (EUR 10,50) hinunter.
Alternative Route: Eine schöne Alternative wäre es wieder zur Erlaufklause zurück zu gehen. Vom Ötscherhaus geht man zum Riffelsattel hinüber und dann hinunter in die Ötschergräben. Beim Ötscherhias wieder hinauf zum Bahnhof Erlaufklause. Dazu muss man aber entweder recht schnell sein um die Mariazellerbahn um 18:09 zu erwischen, oder man macht eine Zwei-Tages-Tour daraus und übernachtet im Ötscherhaus (in diesem Fall braucht man auch nicht so früh anzureisen).
Die Betriebszeiten findest du auf www.oetscher.at, inkl. dem Kaufen der Liftkarte benötige ich 25min für die Talfahrt. Da ich das vorher noch nicht weiß, fahre ich früher hinunter. So lege ich mich auf die Bank beim Parkplatz in die Sonne und warte auf den Bus.
Die Bushaltestelle ist direkt vor der Sesselliftstation.
Die Rückfahrt hat mich bei der Planung am meisten abgeschreckt: Man muss schon ein paar Mal umsteigen. Und es fährt nur genau ein Bus nachmittags am Wochenende – Abfahrt 16:30.
Mit diesem Bus fahre ich bis zur Station „Grubberg Bruckners Bierwelt“. Dort steige ich aus und warte auf den nächsten Bus, der nach Scheibbs zum Bahnhof fährt. Wenn ich gewusst hätte, dass ich genug Zeit habe, dann hätte ich mir dort schnell ein, zwei Flaschen für die Weiterfahrt gekauft. Nicht dass es dadurch schneller wird, die Wahrnehmung ist halt eine andere… 😉
In Scheibbs bleibt der Bus direkt vor dem Bahnhof stehen. Die Entscheidung in welchen Zug man auf welchem Bahngleis einsteigen muss, ist auch überschaubar: Scheibbs ist die eine Endstation, Pöchlarn ist die andere.
Hallo Günter, bin mir nicht ganz sicher worauf du dich mit dem Lob einer guten Idee beziehst: Ich vermute einmal auf die Seite Bahn zum Berg insgesamt, denn die Tour über den Rauhen Kamm ist zwar sehr schön – die Rückfahrt aber halt schon recht lange. Ab und zu kann man natürlich solche Rückfahrten schon auch in Kauf nehmen.
Die Idee von Bahn zum Berg ist es halt, die Touren, die gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind, leicht auffindbar zu machen (und dazu anzuregen diese Möglichkeiten einmal auszuprobieren).
Wow, was für eine tolle Idee!
Ohne Auto ist es oft mühsam sich eine Tour zurechtzulegen!