Waldbaden zwischen St. Ägyd und Hohenberg

Wald und Wiesen Genusstour von St. Ägyd über Zdarskyhütte, Paulmauer, Linsberg, Gschwendthütte und Bergerhöhe nach Hohenberg.

Um mich inspirieren zu lassen, greife ich manchmal auch zu Wanderbüchern. Diesmal zu einem ganz besonderen, das in keiner Öffi-Wander:innen Bibliothek fehlen darf: „Mit Bahn und Bus in die Wiener Hausberge“ von Peter Backé.

Auch diesmal erfreue ich mich an der gewählten Tour, denn sie ist – wie Peter schreibt – eine Genusstour. Von St. Ägyd am Neuwalde wandert man über die Paulmauer, einem schmucken Voralpengipfel nach Hohenberg. Die ganze Wanderung führt durch wunderschöne Wälder mit altem Baumbestand und über weitläufige Almen. Achtung: es gibt jede Menge Almvieh, Überstiege und Durchschlupfe an Weidezäunen.

Aber der Reihe nach.

Von Wien mit dem Schnellzug nach St. Pölten, dann im langsameren Vintage-Dieselschnauferl bis Lilienfeld. Dort wartet schon der Minibus 691, er fährt bis Kernhof. Ich steige aber in St. Ägyd am Neuwalde – Augasse aus.

In Lilienfeld wartet schon der Kernhofer Bus. Foto Veronika Schöll
In Lilienfeld wartet schon der Kernhofer Bus. Foto Veronika Schöll

Hans Wancurasteig

Ein Stück gehe ich die Hauptstraße entlang Richtung Kirche. Nach dem ersten Wirtshaus, wo im Garten schon geschnitzelt wird (zumindest meiner olfaktorischen Wahrnehmung nach) biege ich dem Wegweiser zur Zdarskyhütte folgend, nach rechts ab.

Der Hans Wancura war Bankier und Politiker und anscheinend ein Hans Dampf in allen Gassen. Ob er auch wandern war, entzieht sich meiner Kenntnis. Der Wancura Steig wurde 1937 angelegt. 1939 starb Wancura in Mariazell.

Wegweiser (viele) Foto Veronika Schöll
Wegweiser (viele) Foto Veronika Schöll

Zuerst eben und dann in recht angenehm angelegten, mittelsteilen Kehren über den Wancurasteig, schattig im Wald den Bergrücken entlang auf die weitläufigen Wiesen der Bürgeralm. Von da ist es nicht mehr weit zur Zdarskyhütte.

Auf der Bürgeralpe. Foto Veronika Schöll
Auf der Bürgeralpe. Foto Veronika Schöll

Zwar ist es schon über Mittag, ich bin aber erst spät vormittags los und nach einem ausgiebigen Frühstück noch nicht hungrig. Deshalb widerstehe ich den Verlockungen, die auf den Tafeln vor der Hütte angepriesen werden.

Zdarskyhütte. Foto Veronika Schöll
Zdarskyhütte. Foto Veronika Schöll

Nachdem ich die Hütte passiert habe, gehe ich scharf links in den Wald hinein – etwas steiler als zuletzt – Richtung Paulmauer (1248m). Später wieder über bunt blühende Almwiesen.

Paulmauer

An einer Einsattelung biegt der Weg nach links ab. Kurz steil über einen fast verwachsenen Wiesenweg direkt zum Gipfel der Paulmauer, die auf der einen Seite bewaldet und auf der anderen Seite felsig ist. Man könnte den Gipfel in einer Rechtskurve umgehen, über die Grabenalmhütte. Was aber schade wäre, denn auf der Paulmauer oben ist es hübsch, die Hütte meines Wissens sowieso geschlossen und Kühe gibt es auf beiden Seiten des Zauns.

Links auf die Paulmauer. Foto Veronika Schöll
Links auf die Paulmauer. Foto Veronika Schöll

Zwei in die entgegengesetzte Richtung wandernde Paare fragen mich, wie lange es noch bis zur Zdarksyhütte ist. Im Gegenzug frage ich, wie weit die Hohenberger Gschwendthütte entfernt ist. Mit der Antwort kommt auch noch eine Essensempfehlung: Kolrabigemüse mit Rösti und butterzart gekochtem Rindfleisch. Eigentlich esse ich kaum Fleisch, aber irgendwie murrt der Magen. Wir einigen uns auf eine halbe Portion.

Das Gipfelkreuz (Titelbild) ist schön, die Aussicht auch. Weiter durch Wald mit herrlich altem Baumbestand und wieder über Almen mit dazu gehörenden Kühen und Kälbern.

Aussicht am Gipfel der Paulmauer. Foto Veronika Schöll
Aussicht am Gipfel der Paulmauer. Foto Veronika Schöll

Linsberg

Über den Bergrücken oder auch mal unterhalb neben kleinen Felsen gehe ich fast eben zum bewaldeten Linsberg (1238m) mit kleinem schmiedeeisernen Gipfelkreuz. Wieder fallen die herrlichen alten Bäume auf. Dann hinunter über die Hohenberger Gschwendt zur gleichnamigen Hütte.

Weglein zum Linsberg. Foto Veronika Schöll
Weglein zum Linsberg. Foto Veronika Schöll

Zur Hohenberger Gschwendthütte

Wie in Peters Buch beschrieben, treffe ich auf einer der Wiesen auf ein altes Lifthäuschen. Hier geradeaus weiter nach unten. Zuerst am Wiesenrand und dann wieder im Wald bis zur Gschwendthütte. Der Weg nach links führt zur Türnitzer Hütte.

Links zur Türnitzer Hütte, geradeaus zur Gschwendthüttte. Foto Veronika Schöll
Links zur Türnitzer Hütte, geradeaus zur Gschwendthüttte. Foto Veronika Schöll

Da es schon Nachmittag ist, finde ich gleich einen schattigen Platz auf der gemütlichen Terrasse. Die lieben freundlichen Wirtsleute verwöhnen mich mit Melissensaft und dem angesprochenen Menü, das wirklich köstlich ist! Nach einem guten Kaffee erkundige ich mich beim Hüttenwirt, wo denn die Schwammerl her sind, die am Nebentisch in privater Runde verzehrt werden. „Gibts no koane“ sagt der, lässt sich aber dann doch hinreißen, mir ein Platzerl zu verraten. „Durtn dauni“ merk ich mir, aber mehr auch nicht. Deshalb find ich auch keine. Aber vielleicht ist es ja wirklich noch zu früh und vor allem zu trocken.

Eine guten Tipp für den Abstieg hat der Wirt aber auch noch parat, der ist auch in Peters Buch beschrieben: über die Bergerhöhe.

Gschwendthütte. Foto Veronika Schöll
Gschwendthütte. Foto Veronika Schöll

Nach Hohenberg

Ich verlasse die Hütte. Nun über eine steile Schotterstraße zu einem großen Lagerplatz. Links könnte man, falls eilig, in etwa eineinhalb Stunden durch den „Graben“ hinunter nach Hohenstein. Viel schöner aber ist der Abstieg über die Bergerhöhe. Wieder ein herrlicher Waldweg. Dafür geradeaus über den Lagerplatz und am unteren Ende auf einem breiten Weg in den Wald hinein. Kurze Zeit bergauf, eine ganze Zeit leicht bergab und dann in der Flanke des Kiensteinbergs über ein paar steile Serpentinen nach Hohenberg. Das dauert von der Hütte bis zur Bushaltestelle Hohenberg Schulen knapp zwei Stunden.

Bäume! Foto Veronika Schöll
Bäume! Foto Veronika Schöll

Hohenberg

Ich kommen beim Friedhof aus dem Wald und folge der Straße Richtung Kirche. Die Hauptstraße erreiche ich genau bei der Bushaltestelle Hohenberg Schulen. Der Bus kommt aber erst in einer Stunde, übrigens der letzte um 18:54.

Daher strawanze ich noch ein wenig durch Hohenberg, einem wirklich schmucken Ort. Schau mir die alte Bahnlinie, die nur mehr für den Holztransport genutzt wird und den Bahnhof von Hohenberg an, entdecke das Voralpenbad und leider kein Badezeug im Rucksack (!) und schließlich lande ich im Café Schuh. Am Traisentalradweg gelegen, erfreut es nicht nur mich sondern auch viele Radfahrer:innen mit Erfrischungen.

Malerisch liegt Hohenberg im Traisental. Foto Veronika Schöll
Malerisch liegt Hohenberg im Traisental. Foto Veronika Schöll

Heimfahrt

Zurück wieder mit dem Minibus nach Lilienfeld. Umsteigen in den Zug, der diesmal nicht nach St. Pölten sondern weiter nach Hainfeld fährt. Das bedeutet nochmals umsteigen in Traisen. Die Züge stehen hinter einander am Bahnsteig – also kein Problem. Weiterzuckeln nach St. Pölten. Wirklich eine schöne Tour! Danke Peter.

Die ehemalige Traisentalbahn. Foto Veronika Schöll
Die ehemalige Traisentalbahn. Foto Veronika Schöll

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   6:00 Std Wandern   900 HM   950 HM   13 km   GPX Track

2 Kommentare

  1. Lieber Hans! Vielen Dank für dein Feedback! Ist ja super, dass es einen Bus aufs Kernhofer Gschaid gibt, das ist mir bis jetzt entgangen :-). Die zwei Hütten werden von den Naturfreunden betrieben und werden nur Sa/So bewirtschaftet. Danke für den Hinweis! Ich hinterlege bei den Hüttennamen immer den Link zur Homepage damit man die Öffnungszeiten überprüfen kann 🙂 Beim Grabenweg habe ich mich nach den Angaben des Hüttenwirts gerichtet. Aber tatsächlich ist der Weg fast genauso lang … Werde ich ausbessern. Dank dir nochmals! Lieben Gruß, Veronika

  2. Bin das gestern nachgewandert, Anreise etwas später mit der Westbahn Wien Hütteldorf ab 8:17 ab St Pölten 8:45 Bus Linie 696 – der fährt übrigens aufs Kernhofer Gschaid und hat auch einen Anhänger für Fahrradmitnahme. Ankunft in St Aegyd etwas früher als in der Fahrplanauskunft versprochen knapp nach 10:00. Aufstieg in sehr angenehmer Steigung (in jungen Jahren war mir dieser Weg fast ein bisschen zu flach) Zdarskyhütte war zu, hatte aber ausreichend Proviant dabei. Aussicht von der Paulmauer ist wirklich spektakulär. Auch die Gschwendthütte ist wochentags geschlossen, beziehungsweise nur auf Anfrage – vermutlich eher für größere Gruppen – geöffnet. Für den Abstieg nach St. Aegyd wählte ich den Graben. Die im Artikel angegebene Gehzeit von einer Stunde kommt mir dafür sehr ambitioniert vor, auf der Straße wäre das schon von der Streckenlänge nur im Laufschritt machbar und die Abkürzer sind teilweise doch recht holprig, da kommt man auch nicht allzu schnell voran. Sehr willkommen war nach doch längerer Durststrecke das erfrischende Quellwasser bei der Bilinskyquelle.

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