Das Salzkammergut ist natürlich nicht gleich ums Eck. Diese Tour ist aber so schön, dass ich sie sogar als Tagestour nochmals machen würde. Ich hatte bei meinem ersten Gehen den Vorteil, schon in Gößl gewesen zu sein, um eine Freundin aus Deutschland zu treffen. Sie reiste am zweiten Tag mit dem Wohnmobil weiter, ich blieb. „Wenn ich schon mal da bin, kann ich ja auch gleich noch wandern gehen“, sagte ich mir, mit dem Blick auf den Grundlsee und die ganzen großartigen Gipfel rundherum. Gesagt, getan!
Der ultimative Frühaufsteher*innen-Test
Wenn man nicht das Glück hat, schon in der Nähe des Grundlsees zu wohnen (hach!) oder dort Urlaub gemacht hat, muss man natürlich eine ganz schön weite Anreise in Kauf nehmen. Von Wien aus gibt es eigentlich nur eine passable Verbindung am Wochenende in der Früh – um 5:55 mit dem Railjet vom Hauptbahnhof oder um 6:05 mit der Westbahn vom Westbahnhof. In beiden Fällen geht es zunächst bis Attnang-Puchheim und von dort mit dem Regionalzug weiter nach Bad Aussee. Die Zugfahrt im Salzkammergut ist einfach ein Traum und eigentlich auch ohne Wanderung schon zu empfehlen. 😊 Vom Bad Ausseer Bahnhofsvorplatz geht der Bus 956 dann direkt nach Gößl. Und so startet meine Tour hier, an der Haltestelle „Gößl Strandbad“. Ich war die Einzige im Bus, hoffe aber, dass sich das nach dieser Tourenbeschreibung ändert.
Meine Bedingung für den Tag ist recht simpel: In Gößl losgehen, zumindest ein See soll dabei sein, gerne auch ein schönes Panorama und abends will ich wieder in Wien sein. Ein Blick auf die Karte und die Fahrpläne lässt mich nicht lange zögern – zum Bus zurück ist (wie so oft am Wochenende und am Abend) keine gute Idee, also will ich meine Wanderung am Bahnhof Bad Mitterndorf beenden. Da ich außerdem am Vortag die so schön beschriebene Bootsfahrt über den Toplitzsee verpasst habe (da zu spät dran), will ich das heute nachholen.
Durch den Zwergerlwald zum Toplitzsee …
So geht mein Weg zuerst in Richtung Toplitzsee – hier gibt es mehrere Möglichkeiten, durch den Wald oder an einer Landstraße entlang. Beides ist schön, der Waldweg bietet am letzten Stück vor dem Toplitzsee einen von Kindern gestalteten „Zwergerlwald“, der mich sehr begeistert. Die Kinder, die vor mir gehen, sind ebenso enthusiastisch und übertrumpfen sich gegenseitig mit der Anzahl der Zwergerl, die sie schon am Weg und im Gebüsch gefunden haben. Wirklich sehr lieb – für Kinder bestimmt eine tolle Motivation, um weiterzugehen. 😊
Am Toplitzsee angekommen kann man entweder die schöne Stimmung genießen, wirklich guten Fisch essen (in der Fischerhütte) oder eben mit einer der „Plätte“ (dem langen Holzboot) über den See zum Kammersee fahren. Ich kann alle drei Varianten sehr empfehlen – der Toplitzsee liegt einfach wunderschön abgeschieden und ruhig. Die Menschen, die dorthin kommen, sind alle zumindest 20 Minuten zu Fuß gegangen. Das macht einen Unterschied, bemerke ich, und genieße die Stimmung.
… und weiter mit der Plätte zum Kammersee
Wenn eine Plätte voll ist, geht’s auch schon los. Der urige Kapitän Sepp erzählt Fakten über den See und bleibt bei den beiden sehr beeindruckenden Wasserfällen stehen, um den Gästen die Möglichkeit zu geben, Fotos zu machen. Ich bin jetzt schon ganz glücklich, dabei hat der Tag doch gerade erst begonnen.
Am anderen Ende des Toplitzsees ist die Fahrt dann zu Ende und wir dürfen alleine 10 Minuten zum Kammersee spazieren. Der ist noch abgeschiedener und noch ruhiger, eingebettet in hohe Felsmauern und den Ursprung der Traun. Wunderschön!
Nach ein paar Fotos und andächtigen Momenten geht’s wieder zurück zur Plätte und mit dieser zum Ausgangspunkt zurück. Ich schultere meinen Rucksack und bin sehr zufrieden, meine heutige Wanderung mit diesem Programmpunkt begonnen zu haben.
Um nicht denselben Weg zurück zu gehen, nehme ich den Reithweg und nicht die Toplitzseestraße wie beim Hinweg in Richtung Gößl zurück und komme nach kurzer Zeit an der Ranftlmühle vorbei. Auch diese kann sich sehen lassen, mit einem wilden Bach daneben und schönen Einladungen auf Infotafeln („Atme tief ein!“ „Mach die Augen zu!“). Ich folge diesen gerne. Schon wieder so ein schöner Ort!
Höhenmetertraining durch den Bergwald
Das Innehalten vor dem Anstieg tut gut, jetzt geht es nämlich ziemlich direkt hinauf. Von einer Höhe von 720 Metern gilt es nun bis auf knapp über 1.100 Meter hinaufzusteigen, und das recht direttissima durch den Wald. Dieser heißt „Bergwald“, was als Beschreibung ziemlich gut nachvollziehbar ist. Kurz nach der 1.000 Meter-Marke kreuzt man die Forststraße, bevor es nochmals steil bergauf zu einer Jägerhütte geht. Ich bin ganz schön außer Atem, aber es tut gut, in Bewegung zu sein und ein bisschen Höhenmetertraining schadet mir ganz bestimmt nicht.
Oben angekommen bin ich fast etwas überwältigt vom Panorama. Rund um mich herum mehrere Gipfel, alle 1.600 bis 1.900 Meter hoch. Besonders auffällig und schön ist der Lawinenstein mit knapp 2.000 Meter, den ich nur von der anderen Seite, von der Tauplitzalm aus kenne. Er begleitet mich ein ganzes Stück und ich fotografiere ihn dafür unglaublich oft.
Eine Heidelbeerpause, ein Märchenwald und jede Menge schöne Gipfeln zum Greifen nah
Apropos Tauplitzalm, am Rücken des Bergwaldes angekommen, kann man sich auch entscheiden, ob man in Richtung Tauplitzalm weiterzieht oder wie ich in Richtung Bad Mitterndorf. Ersteres spricht mich fast noch mehr an, da ich aber dann auch noch Gehzeit von der Tauplitzalm ins Tal einplanen müsste, ist mir das doch ein wenig zu viel. Ich bleibe bei meinem Ursprungsplan und gehe über die Schneckenalm und die Sonnenalm durch einen wunderschönen Wald sanft bergab.
Mitten in diesem Märchenwald vertrödle ich noch eine halbe Stunde. So lange brauche ich, um meine Tupperdose randvoll mit Heidelbeeren zu füllen. Das wird das Geburtstagsgeschenk an meine Mama (die jedes Jahr Ausschau nach den besten Heidelbeerplätzen hält und meist leider nicht fündig wird).
Ich folge dem Kochalmweg und dann dem Wanderweg weiter bergab (Richtung „Bad Mitterndorf“) und stoße auf die Salza.
Da ich gut in der Zeit bin, entscheide ich mich noch für einen Schlenker über die – auch sehr hübsche und äußerst gut besuchte – Singerhauserhütte. Ich war hier vor Jahren im Winter, mit gefühlt einem halben Meter Neuschnee und erinnere mich gut, wie schön der Moment war, nach einer anstrengenden Winterwanderung durch den Schnee das Licht aus den Fenstern der Hütte scheinen zu sein. (An den Kaiserschmarrn erinnere ich mich auch.) Heute erkenne ich sie kaum wieder – rundherum weiden Rinder, am Spielplatz rennen Kinder um die Wette und die Hütte ist voller Menschen, die sich sonnen. Wäre auch ein schöner Pausenplatz, aber mich zieht es in Richtung Bahnhof.
Nach der Singerhauserhütte ist Bad Mitterndorf nicht mehr weit – wenn man dem Krautmoosweg folgt (bzw. dem daneben führenden Wanderweg im Wald) erreicht man bald den Ortsteil Sonnenalm und damit auch bald den Bahnhof „Bad Mitterndorf – Heilbrunn“. Um 17:24 gibt’s übrigens einen Direktzug nach Wien, den finde ich besonders super und er geht sich – wenn man nicht an allen schönen Orten länger verweilt und dem Kaiserschmarrn der Singerhauserhütte widerstehen kann, auch gut aus. Wem das zu knapp ist, der kann auch kurz nach 18 Uhr mit Umsteigen in Attnang-Puchheim zurück nach Wien fahren.
Fazit
Was für eine wunderschöne Tour! Ich bin sie noch im Sommer gegangen, aber sie ist bestimmt zu jeder Jahreszeit schön. Die Anreise ist natürlich sehr lang – doch die drei Seen (Grundlsee, Toplitzsee, Kammersee), die wunderschönen Orte (Ranftlmühle) und Pausenplätze (Singerhauserhütte) und der gigantische Lawinenstein sind eine großartige Entschädigung für mehrere Stunden im Zug. Wer mehr Zeit hat, kann natürlich gleich (so wie ich) mehrere Tage in der Gegend einplanen – dann muss man nicht gar so früh aufstehen. Außerdem bietet sich im Sommer natürlich eine Schwimmrunde im Grundlsee an. Fünf Sterne für die drei Seen und das Gefühl, fast eine Überschreitung gemacht zu haben! 😊