Weinsteig – Salzburger Hochthron

Touristen-Autobahn. Foto: Karl Plohovich

Eine stille und leichte Ganzjahresalternative zu Doppler- und Reitsteig.

Der Weinsteig gilt als einer der ältesten alpinen Weg auf den Untersberg (Salzburger Hochthron). Gegenüber dem vielbegangenen, an schönen Wochenenden überlaufenen Dopplersteig/Reitsteig ist es hier still, viel weniger steil und nie ausgesetzt. Da der Abstieg – bis auf die wenigen Wochen der Revision im Herbst und im Frühjahr – bequem mit der Seilbahn bewältigt werden kann, ist die beschriebene Tour auch für weniger trainierte Wanderer und Familien, trotz der beachtlichen 1400 Höhenmeter Aufstiegs, empfehlenswert. Die sehr guten Öffi-Verbindungen tun ihr Übriges.

Gleich gegenüber der „Buskehre Fürstenbrunn“ (Linie 21; vom Salzburger Hauptbahnhof mit einmal Umsteigen üblicherweise in 35 Minuten erreichbar)

Los geht's. Foto: Karl Plohovich
Los geht’s. Foto: Karl Plohovich

führt der Fahrweg an einer Wildbachverbauung vorbei, wird dann zu einem Steig, leitet unter der Straße durch und erreicht die Zufahrt zum „Steinbruch Wallinger“. Bis hier her 120 Höhenmeter, 20 Minuten. Blickt man zum Berg hinauf, sieht man bereits das mächtige Gipfelkreuz des Geierecks und die „Hochalm“.

Gipfel in Sicht. Foto: Karl Plohovich
Gipfel in Sicht. Foto: Karl Plohovich


Auch die nächsten circa 300 Höhenmeter eignen sich fürs Nebeneinandergehen und Gespräche: Man schneidet die erste Rechtskehre ab, folgt dann der Forststraße (fünf Kehren) flach durch den Wald (zwischen dritter und fünfter Kehre kann man noch Spuren des alten Weges entdecken) und überquert schließlich die Skipiste. (Wer steile Aufstiege liebt, kann bis hierher natürlich auch die Skiabfahrt nützen, wie es jene tun, für die der Untersberg vor allem tägliches „Sport- oder Trainingsgerät“ ist und weniger Genusstour).

Nur circa 100 Metern nach der Skipisten-Querung

Skipiste queren. Foto: Karl Plohovich
Skipiste queren. Foto: Karl Plohovich

schlängelt sich der alte Weinsteig rechts im Wald in angenehmer Steigung bergan.

Angenehme Steigung. Foto: Karl Plohovich
Angenehme Steigung. Foto: Karl Plohovich

Bei 1.195 Metern erreicht man die „Weinsteigspitze“ mit einem kleinen Kreuz, einem schönen Blick zum Staufen und einem doch beachtlichen Tiefblick auf die straßenähnliche Piste.

Abendstimmung am Weinsteigspitz mit Staufen. Foto: Karl Plohovich
Abendstimmung am Weinsteigspitz mit Staufen. Foto: Karl Plohovich

Bis hierher könnte man schon etwa zwei Stunden unterwegs sein – und eine kleine Rast einlegen.

Nun folgt ein kurzer Abstieg auf schmalem, felswand-geschütztem Pfad

und bald erreicht man leicht ansteigend die Skipiste, der man nun folgen muss; der alte Steig ist durch die breite Abfahrt zerstört worden – bis auf ein kleines Stückchen knapp unterhalb der Schweigmühlalm, das man problemlos auch ohne archäologische Kenntnisse finden und nutzen kann (GPX-Track).

Die Schweigmühlalm (1.406 Meter) mit ihren drei Hütten (der alten, verfallenden Jagdhütte, der nun neu verkleideten und eingezäunten Alm-Jagdhütte und der Bergrettungshütte) und dem nahen Gipfel mit dem „Sonnenscheinkreuz“ (ob des Tiefblicks ins Wasserfalltal – durch das ja auch ein Steig heraufzieht – und des Blicks hinüber zur Klingeralm eines Besuchs wert) erzwingt gleichsam eine Rast.

Sonnscheinkreuz - Blick über das Wasserfalltal zu Klingeralm und Stauffen. Foto: Karl Plohovich
Sonnscheinkreuz – Blick über das Wasserfalltal zu Klingeralm und Stauffen. Foto: Karl Plohovich

Zu gewissen Jahreszeiten sprudelt am östlichen Wiesenrand verborgen sogar eine Quelle, die seit der sommerlichen Schaf-Beweidung in einen großen Tank geleitet wird. Bis hierher gut 2 ½ Stunden.

Nun verändert sich der Charakter der Landschaft: der steile Wald weicht dem Flair der Hochfläche. Man folgt der breiten und flachen Skipiste, bis diese nach etwa 10 Minuten scharf nach rechts abbiegt.

Hier geradeaus. Foto: Karl Plohovich
Hier geradeaus. Foto: Karl Plohovich

Unseren Weinsteig aber (geradeaus; die verblassenden Markierungen wurden mit grau-schwarzer Farbe unkenntlich gemacht, die Wegweiser wurden entfernt; daher, bei Bedarf GPX-Track) haben die Altvorderen durch Latschengassen und kleine Täler so angelegt, dass wir am „Mückenbründl“ vorbei kommen.

Schöne Latschengassen. Foto: Karl Plohovich
Schöne Latschengassen. Foto: Karl Plohovich

Dem Zauber und der Stille dieses Wiesenflecks kann sich wohl kaum jemand entziehen, der sich wache Sinne und ein fühlendes Herz bewahrt hat.

Mückenbründl. Foto: Karl Plohovich
Mückenbründl. Foto: Karl Plohovich

Wenige Minuten nach der Quelle erreicht man wieder – beim sogenannten Kanonenrohr – die Skipiste. Nun ahnt man die Brutalität der „maschinellen Bearbeitung“ des Berges, deren Nutznießer man als Tourengeher bei entsprechender Schneelage dennoch ist.

Beim Kanonenrohr zurück auf die Skipiste. Foto: Karl Plohovich
Beim Kanonenrohr zurück auf die Skipiste. Foto: Karl Plohovich

Wer mit entdeckungsfreudigen Kindern unterwegs ist oder selbst noch ein Forscherherz in der Brust schlagen fühlt, muss den Abstecher zum „Großen Eiskeller“ unternehmen (GPX-Track). Selbst nach dem heißen Sommer 2022 ist dort – zu meinem Erstaunen – noch Eis zu finden!

Blick nach draußen. Foto: Karl Plohovich
Blick nach draußen. Foto: Karl Plohovich

Vom Salzburger Hochthron zieht eine steiler Wiesefleck (breite Latschengasse) zur gerölligen Piste, an dessem rechten Rand ein Steiglein gut gestuft zum Gipfelkreuz leitet (insgesamt gut 4 Stunden). In den Mulden unterhalb des Gipfels findet man die letzten windgeschützten und stillen Plätze.

Gipfel-Variante. Foto: Karl Plohovich
Gipfel-Variante. Foto: Karl Plohovich

Wer allerdings am höchsten Punkt rasten will, wird dies in Gemeinschaft mit jenen TouristInnen tun, die – aus aller Herrn Länder kommend – ihrer Salzburg-Visite als zusätzliche Attraktion auch die Auffahrt auf den Untersberg hinzufügen. Der Kenner begrüßt im Panorama neben Watzmann und Dachstein auch Wiesbachhorn und Großvenediger und Reichenspitze…

Nun folgt man der Touristen-Autobahn zur Bergstation der Seilbahn und wird sich über die verschiedenen Parfüm-Düfte aus fremden Kontinenten freuen (oder wundern) können. Die Steine sind abgeglättet, blank poliert – bei feuchtem Wetter glitschig.

Marmor. Foto: Karl Plohovich
Marmor. Foto: Karl Plohovich

Ein mächtiger, übermannshoher Pickel zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Die „Hochalm“ und die Bergstation selbst bieten Einkehrmöglichkeiten, das Geiereck imponiert mit dem mächtigen Gipfelkreuz und der Panorama-Grafik, auf der viele Bergspitzen mit Namen versehen sind.

Natürlich könnte man nun auch über das Zeppezauerhaus und Doppler- oder Reitsteig ins Tal gelangen und mit dem Bus 21 nach Salzburg zurückfahren. Die Alternative mit der Seilbahn ist aber zu verlockend…

Fazit

Die beschriebene Route versucht, den Scharm des alten Weinsteigs im Aufstieg zum Salzburger Hochthron wenigstens in den noch nutzbaren Etappen aufleben zu lassen. Dies ist zu jeder Jahreszeit möglich, während Doppler- oder Reitsteig schon bei herbstlichen Verhältnissen gefährlich sind und die Sicherungsseile erst im späten Frühjahr wieder angebracht werden. Nur wenn viel Schnee gefallen ist, wird auch der „Nostalgie-Romantiker“ die Piste als Ski-Aufstieg wählen, und diesen Steig – im doppelten Sinn des Wortes – links liegen lassen.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5:30 Std Wandern   1.500 HM   150 HM   11 km   GPX Track

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