Von Felstürmen und Burgruinen

Der Kleine Barmstein mit Hallein vom Großen Barmstein aus gesehen. Foto: Karl Plohovich

An Blickfängen (oder soll ich sagen: Insta – points?)  ist diese Wanderung überaus reich. Mindestens um fünf bemerkenswerte Orte reicher wird der Wanderer nach etwa vier oder fünf Stunden wieder in den Bus steigt.

Der Bahnhof Hallein ist ein – von vielen Seiten und mit unterschiedlichen Öffis – leicht zu erreichender Ausgangspunkt. (Mein Bus: verspätet; der Anschluss: verpasst; der Tag: verpatzt? Aus diesem Missgeschick entstand eine prachtvolle Wanderung.)

Hallein – Barmsteine – St. Leonhard

Das unschlüssige Bummel über die Salzach und durch die Gassen der Halleiner Altstadt kann, will man Aufschriften und erklärende Tafeln lesen (oder gar noch ein Eis schlecken), schon einmal etwas länger dauern. Doch dann entdecke ich, herumstreunend, eine Tafel: Barmsteine – St. Leonhard, 3 Stunden.

Halleiner Altstadt. Foto: Karl Plohovich
Halleiner Altstadt. Foto: Karl Plohovich

Der steile Hang, die Stufen, der Blick über die Stadt… Man erreicht das „Kleinkirchental“. Holzarbeiten wollen den Einstieg in den „Bürgermeister Oedl Steig“ verhindern… Ich gehe die Straße durch das Tal steil bergan, an der merkwürdigen „Brücken Kapelle“ (hat man schon so etwas gesehen?) vorbei, 

Kleinkirchental - Kapelle. Foto: Karl Plohovich
Kleinkirchental – Kapelle. Foto: Karl Plohovich

und erreiche über einen kleinen Umweg den guten, markierten Weg zur Ruine Thürndl.

Ruine Thürndl. Foto: Karl Plohovich
Ruine Thürndl. Foto: Karl Plohovich

Das alte Gemäuer hatte mit der Grenzsicherung zu tun, so verrät eine Tafel.

Durch schönen Buchenwald geht es in milder Landschaft weiter, auf Bayerisches Gebiet. Da taucht schon der Kleine Barmstein auf. (Der Wiener fühlt sich unweigerlich an den Peilstein erinnert.) 

Natürlich will ich hinauf! Der Steig ist gut gesichert, fast auf der gesamten Länge hat man ein Geländer als moralische und physische Unterstützung; blühender Klee drängt sich aus Felsspalten. Wer war der Landschaftsgärtner, der dies geplant und geschaffen hat?

Aufstieg zum Kleinen Barmstein. Foto: Karl Plohovich
Aufstieg zum Kleinen Barmstein. Foto: Karl Plohovich

Die Durchblicke auf die Berchtesgadner Riesen suchen an Schönheit ihresgleichen! 

Wer sonst - Watzmann mit Frau und Kindern. Foto: Karl Plohovich
Wer sonst – Watzmann mit Frau und Kindern. Foto: Karl Plohovich

Das Weiß der Felsenbirn-Blüte konkurriert mit dem Schnee, der noch einige Wochen in jenen Höhen regieren wird. 

Doch dann der Blick Richtung Salzburg: Wem da nicht – wenigstens kurz! – der Atem stockt, ist ein hartgesottener Kletterer: Der große Barmstein!

Großer Barmstein vom Kleinen Barmstein aus gesehen. Foto: Karl Plohovich
Großer Barmstein vom Kleinen Barmstein aus gesehen. Foto: Karl Plohovich

Ich fühle mich an Fotos aus Thailand, Insel Khao Phing Kan, die mir als Bildschirmschoner vorgeschlagen werden, erinnert.

Kaum eine Stunde später stehe ich auch auf diesem Felsturm. Der Weg ist weniger schwierig als auf den Kleinen Barmstein, allerdings auch ohne Geländer.

Gut beschildert geht es weiter zur nächsten Ruine, der Ruine Guetrat. Sie liegt etwas abseits der Route, sollte aber jedenfalls „mitgenommen“ werden.

Ruine Guetrat. Foto: Karl Plohovich
Ruine Guetrat. Foto: Karl Plohovich

Nun sind keine weiteren Attraktionen mehr zu erwarten, außer vielleicht eine große Wiese mit einer entspannenden Rast unter uralten Zwillingseschen.

Zwillingseschenkrone. Foto: Karl Plohovich
Zwillingseschenkrone. Foto: Karl Plohovich

Über Forstwege und Steige (ich weiche neugierig etwas von der Markierung ab, um den Gutratberg mit Kapelle zu besuchen) geht es ins Tal. Die Brücke über die Königsseeache und die Hoffnung auf Kühle locken mich auf die Schattseite hinüber. Die Au entlang des Almkanals riecht noch nach Bärlauch. Aaronstäbe präsentieren ihre Blüten und erinnern mich an ihre Verwandte, die Titanwurz, die sich im Juni 2019 vor den staunenden Augen der SalzburgInnen präsentiert hat, die größte Blüte auf unserem Erdenrund.

Aaronstab. Foto: Karl Plohovich
Aaronstab. Foto: Karl Plohovich

Mein erster Versuch, die Bus-Kehre (dichte Verbindung nach Salzburg!) zu erreichen, führte zu einer Almkanal-Brücke mit „Betreten verboten“-Tafel. Die Alternative leitet kurz über den Radweg an der Straße zur Untersbergbahn-Talstation.

Fazit

Das den Riesen wie Göll oder dem (viel kleineren) Untersberg vorgelagerte Mittelgebirge bietet schöne Wanderungen, die gerade im Mai ihre Reize voll entfalten können (Blüten im Tal, Schnee auf den hohen Gipfeln…). Diese Tour scheint mir, aufgrund der vielen Besonderheiten (Brückenkapelle, Felstürme mit Klettersteigen, Ruinen) auch für Kinder interessant. Wer sich die Barmsteine (den Kleinen Barmstein halte ich aufgrund des Geländers für leichter) nicht zutraut, kann einfach dem SalzAlpenSteig folgen. Rund um die Barmsteine ist mit vielen Ausflüglern zu rechnen, danach wird es ruhiger.

Jedenfalls eine ideale Öffi-Tour mit vielen schroffen oder lieblichen Rastplätzen und im Sommer, nahe dem Kleinen Barmstein (Wirtshaus Barmstein), auch einer Einkehrmöglichkeit.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5:00 Std Wandern   800 HM   800 HM   13 km   GPX Track

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