Eine schöne Wanderung vom Schloss Linderhof über die Brunnenkopfhütte zur Brunnenkopfspitze, wobei das letzte Stück alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert.
Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Dieser Satz sollte mir eigentlich geläufig sein, denn gestartet hat die Tour für mich etwas abgehetzt und um eine Erkenntnis reicher mit dem Fahrrad um 09:45 Uhr von der Wiesbichlsiedlung in Pflach aus zum Reuttener Bahnhof. Glückspilz der ich bin, war ich wegen eines technischen Problems mit meiner Trinkblase für den Rucksack schon recht spät dran und befürchtete den Bus zu verpassen.
Nach rekordverdächtigen sieben Minuten am Bahnhof angekommen, war das Fahrrad schnell am Fahrradständer abgestellt und der rote Plansee-Bus der RVO stand um kurz nach 10 Uhr schon bereit, um seine Gäste zu begrüßen. Das Tagesticket kostet für Erwachsene 5 Euro und kann direkt im Bus bei dem sehr freundlichen Busfahrer erworben werden. Der Bus war nicht maßlos überfüllt, jedoch gut besetzt mit Einheimischen und Touristen.
Fotos: Martina Mayer
Nach wenigen Minuten und ‚huangarta‘ im Bus erreichten wir auch schon das Ufer des Plansees, bei dessen Anblick mir jedes Mal das Herz aufgeht und an dem ich mich selbst nach acht Jahren im Außerfern nie satt sehen kann.
Als Wasserkind und Freund der Horizontalen wäre ich natürlich am liebsten bei der nächsten Haltestelle des Busses ausgestiegen und in das kühle glasklare Wasser des Sees gesprungen, aber das Ziel für diesen Tag war natürlich ein anderes. Bei schönstem Wetter haben wir die Haltestelle Schloss Linderhof nach etwa vierzig Minuten Fahrt erreicht.
Zur Brunnenkopfhütte
Über ein paar Stufen kommt man vor den Eingang zu dem Schlossgelände und den Kassen, wo man Eintrittstickets für das kleinste der drei Schlösser des bayerischen Königs Ludwig II. mit der berühmten Venusgrotte erwerben kann.
Links am Eingang zur Venusgrotte vorbei sieht man schon den ersten Wegweiser, der die Richtung zur Brunnenkopf- und Klammspitze vorgibt.
Der Forstweg bis zur Brunnenkopfhütte liegt überwiegend im Schatten und es geht stetig bergauf. Die Tour lässt sich (zumindest bis hin zur Brunnenkopfhütte) also auch gut mit Kindern bewältigen.
Fotos: Martina Mayer
Da meine Begleitung Elisabeth noch etwas angeschlagen von ihrer letzten Erkältung war und ich unbedingt noch vor dem Einkehren in der Brunnenkopfhütte zum Gipfelkreuz hinauf wollte, habe ich die letzten 800 Meter bis hin zur Hütte in einem etwas zügigeren Tempo allein zurückgelegt.
Fotos: Martina Mayer
Fotos: Martina Mayer
Weiter auf die Brunnenkopfspitze
Das letzte Stück auf die Brunnenkopfspitze erreicht man über einen schmalen Steig in einer Gehzeit von circa 10 Minuten. Schon nach den ersten Metern kommt man an einem Schild des deutschen Alpenvereins vorbei, der darauf hinweist, dass für den restlichen Weg alpine Erfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich ist.
Fotos: Martina Mayer
Der Steig liegt um die Mittagszeit natürlich in der prallen Sonne. Mit himbeerrotem Gesicht und leicht außer Atem treffe ich beim Aufstieg auf zwei nette Buam aus Augsburg. Wir kommen recht schnell ins Gespräch, als sie erfahren, dass ich am Fuße des Säulings wohne und sie mir erzählen, dass sie zum Wandern oft im Außerfern sind und der Kaiserschmarrn auf der Dürrenberger Alm einer der besten sei, den sie bisher gegessen haben.
Der Weg wird bis zum letzten Felsvorsprung immer schmaler und wir mussten immer wieder kurz stehen bleiben, um uns entgegenkommende Personen vorbeizulassen. Die Abhänge mal zu Rechten, dann wieder zu Linken sind sehr steil.
Seitlich vom letzten Felsvorsprung hoch zum Gipfelkreuz sind Stahlseile zum Festhalten angebracht, die beim ‚Kraxln‘ unterstützen sollen. Ein paar Schritte später erreichten wir das Gipfelkreuz auf 1.718 Meter Höhe. Windig war’s, aber bei dem klaren Himmel bot sich uns ein überwältigender Blick auf die Klammspitze und die umliegenden Berge. Einer der beiden Herren, die ich zuvor kennenlernte, zeigte auf mehrere Gipfel und erzählte mir, auf welchen er bereits war.
Über die Endorphin-Theorie kann gestritten werden, aber in diesem Moment wusste ich eines ganz sicher – ich war glücklich und verliebt in diesen Moment.
Fotos: Martina Mayer
Abstieg
Wir trugen uns noch schnell in das Gipfelkreuzbuch ein und starteten unseren Weg zurück zur Brunnenkopfhütte, wo Elisabeth bereits auf mich wartete.
Fotos: Martina Mayer
Das Essen war ausgezeichnet, ebenso wie das obligatorische Stamperl (Enzian-)Schnaps.
Fotos: Martina Mayer
Der Weg zurück verging wie im Flug und so erreichten wir nach 66 Minuten die Haltestelle. Das Schloss Linderhof wollen wir uns beim nächsten Mal anschauen.
Rückfahrt
Auf einer Bank in der Nähe der Haltestelle streckten wir die Beine in der Sonne aus und ließen noch für einige Minuten die Seele baumeln, bevor der Bus um kurz nach 16 Uhr einfuhr und uns wieder zurück zum Bahnhof Reutte brachte.
Tourdaten
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Liebe Martina, gratuliere zu deinem ersten „Bahn zum Berg“ Beitrag! Vielen Dank für deine tolle lebendige Beschreibung dieser schönen Tour 🙂 Schad , dass das Außerfern so weit weg von Wien ist. Liebe Grüße, Veronika
PS: Was ist „huangarta“ ? 🙂