Die Überschreitung der Türnitzer Alpen – auch gern die Haute Route der NÖ Voralpen genannt – ist eine Lieblingstour der BahnzumBergler:innen und wurde demnach schon öfter beschrieben – zu Fuss im Herbst, als Skitour, Variante abfahrtorientiert mit viel Schnee, zu Fuss im Winter mit wenig Schnee – jetzt also noch ein Tourenbeschreibung?
Ja, und zwar eine Variante für Leute, die am Wochenend-Samstag gerne etwas länger schlafen, Abend – und Morgenstimmungen auf Berghütten mögen und die trotz spärlicher Schneelage die Tourenski ausführen möchten.
Nach dem BzB Themenabend „Mit Bahn und Bus in den Schnee“ am 16. Jänner 2025 ist die Sehnsucht nach einem Wochenende in den Bergen groß – aber wohin? Inspiriert von einem Facebook Posting einer spätnachmittäglichen Skitour auf den Tiroler Kogel und dem Wissen, dass die Gegend öffentlich gut erreichbar ist, ist der Plan schnell gemacht. Die Schneelage ist zwar mager, der Wetterbericht fürs Wochenende allerdings bestens! Ein Anruf bei der netten Wirtin auf der Teichhütte besiegelt das Vorhaben: samstags am späten Vormittag geht‘s mit Bahn und Bus nach Türnitz, 500 Höhenmeter rauf auf den Eibl zur Teichhütte, Übernachtung dort, am nächsten Tag dann über den Tiroler Kogel nach Annaberg und mit dem Pilgerbus zurück nach Wien.
Tag 1 | Türnitz – Eibl | 3 km | +550 hm | ca. 2 Stunden |
Tag 2 | Eibl – Annaberg | 12 km | + 600 hm/-650 hm | ca. 4 Stunden |
Wir – mein Mann V und ich – fahren mit dem Bus bis zur Endstation in Türnitz (Türnitz HLW), der Transport des Skitourenequipments klappt auch im Bus problemlos (hin und wieder dürfte die Mitnahme von Ski im Bus Schwierigkeiten machen).
Über die Brücke geht‘s etwa einen halben Kilometer Richtung Sommerrodelbahn.

Knapp unterhalb des Teichplatzls geht‘s los. Die Orientierung ist einfach, es gibt bereits eine Skispur. Auf Höhe des Sommerrodelbahn-Parkplatzes (bummvoll!) führt die Skitourenspur links durch ein Gatter hinauf, eine der ehemaligen Pisten entlang.


Blick zurück auf Türnitz; Auf der Nordseite ist’s richtig winterlich! Fotos: Birgit Reiter
Auf halbem Weg erklärt uns ein Kenner, dass wir entweder etwas flacher linkerhand über die sogenannte Fliegerwiese oder ein Stückchen durch den Wald und dann die breite Piste rauf zum Eibl kommen. Wir wählen die erstere Variante, wirklich verirren kann man sich nicht.
Nach dem langgezogenen Hang halten wir uns rechts, am Waldrand sieht man die kleine Bergrettungshütte.

Wir erreichen die Teichhütte, die Sonne steht tief und wirft lange Schatten.

Wir trinken draußen noch Kaffee, dazu gibt‘s köstliche Bratapfeltorte. In der Hütte sitzen viele Tagesgäste, allmählich leert sich die Gaststube, wir sind heute die einzigen Übernachtungsgäste. Die sympathische Telefonstimme gehört der jungen Hüttenwirtin Kathrin Tröstl, die mit Eltern, Freunden und Freundinnen den Laden schupft.
Ein paar Meter entfernt von der Hütte steht das Gipfelkreuz des Eibls, von dort genießt man einen herrlichen Blick runter nach Türnitz und rüber zum Eisenstein.


Teichhütte im Abendrot; Türnitz schon im Schatten, abends. Fotos: Birgit Reiter
Nach einem sehr guten Abendessen und einem Ratscher mit den Wirtsleuten beziehen wir das Lager – ganz allein für uns. Ich stell’ den Wecker auf 6:45, den Sonnenaufgang will ich mir nicht entgehen lassen.
Und es zahlt sich aus, so früh aus den Federn zu kommen – die Morgenstimmung ist beschaulich und wunderschön, die Vogerl sind schon aktiv.

Nach einem herrlichen Frühstück…

… geht’s los, auffellen ist noch nicht angesagt, zunächst müssen wir wieder ein Stückchen runterfahren,

wieder bei der Bergrettungshütte vorbei, dann hält man sich rechts. Man kann entweder die Forststraße nehmen, wir wählen den Sommerweg. Keine so gute Idee, im Wald liegt sehr wenig Schnee.
Nach der Lichtung…

… geht‘s zunächst in gemütlicher Steigung die Forststraße entlang.

Nachdem wir den Wald verlassen kann man weiter auf der Straße bleiben – aber ich will unbedingt rauf zur Bergahornwiese, die ich von der Herbstwanderung in Erinnerung habe.



Die rechte Spur wird’s!; Wenig Schnee; Bergahornwiese im Blickfeld. Fotos: Birgit Reiter
Die paar Höhenmeter mehr lohnen sich in jedem Fall: die wunderschönen, alten Bergahorne und die Sicht bis zum Schneeberg und das an einem Tag mit fetzblauem Himmel, was will man mehr!


Im Hintergrund der Schneeberg; Herrliche alte „Bergahörner“. Fotos: Birgit Reiter
Die Spur folgt dem Zaun entlang, auf dem Plateau oben dann Richtung Karnerhofspitz, im Blickfeld unser heutiges Ziel – das Plateau unterhalb des Tiroler Kogels.

Die Schneelage ist spärlich, die Felle schützen die Ski bei der kleinen Abfahrt vom Karnerhofspitz. Es folgt eine Waldpassage, auf der wir dann doch teilweise abschnallen müssen.

Wir erreichen die Bergrettungshütte beim Österleinbrunn, dann führt der Weg links schräg gegenüber in den Wald hinein, die Orientierung einfach, die Querung durch den Wald folgt dem Sommerweg.

Wir erreichen das Sterngassl und nun erwartet uns ein mühsamer Aufstieg. Die Felle stollen, die Ski dadurch gefühlt ein paar Kilo schwerer. Ich schnalle ab, Ski auf den Rucksack, ist aber auch mühsam. Ski wieder drauf, aber die Bindung hält nicht. Bei fast jeder Spitzkehre klappt der Schuh aus der Bindung.
Nach nicht ganz jugendfreier Flucherei erreiche ich das Plateau, V. wartet bereits entspannt und teetrinkend in der Sonne. Er hätte mir ja eh gesagt, dass ich die Bindung fixieren müsse… genau das will man nach so einer Plackerei hören 😉



Alle Wege führen ins Sterngassl; Im Tal liegt noch immer der Nebel; Imposanter Schatten. Fotos: Birgit Reiter
Die halbe Stunde bis zum Annaberger Haus ist herrlich und einfach, jetzt treffen wir auf ein paar andere Wintersportler:innen.


Nur mehr wenige Meter zum Annaberger Haus; Der Ötscher. Fotos: Birgit Reiter
Nach Einkehr in der Hütte und Verzehr einer der besten Kaspressknödelsuppen – die Knödeln werden vorm Servieren nochmals frisch herausgebraten – brechen wir auf Richtung Annaberg. Genussabfahrt erwartet uns nicht: wenig Schnee, viele Steine und später auf der Forststrasse ist es dann teilweise komplett aper.

Wir erreichen die Bundesstraße, leider hält der Bus nicht am Wanderparkplatz und wir müssen etwa 10 Minuten in den Ort gehen. Der Gehsteig ist nicht geräumt und nach kurzer Stapferei wechseln wir doch auf die Straße, was nicht lustig ist, jetzt, da alle vom Schifahren am Annaberg oder der Bürgeralpe zurückfahren.
Der Ort Annaberg hat bessere Zeiten erlebt, alle Gasthäuser sind zu, der Verkehr durch den Ort enorm, die Wallfahrtskirche aber ein echtes Kleinod – unbedingt reinschauen, besonders entzückend sind die bunten, gehäkelten Sitzpolsterl auf den Sesseln. Der Gehsteig bei der Haltestelle ist nur notdürftig geräumt, für ältere Menschen echt etwas gefährlich.

Der Pilgerbus ist gut besetzt, im Tal unten wieder dichter Nebel, aber es ist dann eh schon finster und wir erreichen ohne Umsteigen Wien.
Fazit
Bei mäßiger Schneelage ist die aufstiegsorientierte Überschreitung wirklich zu empfehlen. Konditionsstarke schaffen die Tour wohl auch an einem Tag, aber wir fanden den Zwischenstopp auf der Teichhütte wirklich wunderbar und das Sonnetanken nach grauen Nebeltagen in Wien sowieso „Wöd“. Da der Bus erst um 16:29 in Annaberg wegfährt, hat man auch genug Zeit zum gemütlichen Frühstücken und Einkehren auf dem Annaberger Haus.
Sehr schöner BzB-Bericht über die Skitour von Türnitz nach Annaberg! Auch kulinarisch optimal genützt 😋. – Kleine Anmerkung: der Sommerweg zieht von der Österleinbrunn-Bergrettungshütte auf den Kamm hinauf, der Winterweg quert ins Sterngassl hinüber (der Markierungspfeil, den Du fotografiert hast, gehört zum Winterweg und soll Skitourengeher/innen, die in die Gegenrichtung unterwegs sind, davon abhalten, weiter das Sterngassl abzufahren). – Von Annaberg könnte man noch aufs Hennesteck gehen und auf der Piste (und ggf. weiter bis zum Pfarrboden) hinunterfahren… – Leider passt der Fahrplanvorschlag (Anreise) nicht zum sehr verlockenden Ausschlafen am ersten Tag – aber zum Glück sind die meisten Leute heutzutage mit Online-Fahrplanabfragen hinreichend vertraut. LG Peter