Nicht am wilden, sondern am stillen Berg

Antonikreuz zwischen Mitterkogel und Bremstein. Foto: Martin Heppner

Im November sind die meisten Ausflugsziele verwaist. So auch der „Wilde Berg“ in Mautern in der Steiermark. Wo wenige Tage vorher noch reges Treiben mit Tierpark, Mountain-Kart, Sessellift und Parkbus geherrscht hat, ist es jetzt still.

Veronika und ich reisen von Wien an. Da ist man dann schon 2:44 Stunden unterwegs. Weil wir jetzt im November in der „stillen“ Zeit unterwegs sind – sprich: der Sessellift ist nicht in Betrieb und wir können nicht abkürzen – wird unsere Tour auch ganz schön lange dauern. Also nehmen wir die frühest mögliche Verbindung, um noch bei Tageslicht wieder im Tal zu sein.

Raus aus dem Nebel. Foto: Martin Heppner
Raus aus dem Nebel. Foto: Martin Heppner

Der wilde Berg

Vom Bahnhof führt unser Weg zuerst einmal Richtung „Wilder Berg Mautern„. Das bedeutet, dass wir direkt am Gleis entlang nach Westen gehen, bis wir zu dieser Unterführung kommen und durch diese unter den Schienen auf die andere Seite durchgehen.

Unterführung um die Gleise queren zu können. Foto: Martin Heppner
Unterführung um die Gleise queren zu können. Foto: Martin Heppner

Wir wollen zwar nicht auf den Wilden Berg, freuen uns aber die gute Beschilderung dorthin: Zuerst zwischen ein paar Häusern durch, dann über eine Wiese, über den Bach, unter der Bundesstraße durch bis zum großen Parkplatz. Für diese Strecke brauchen wir vom Bahnhof 20 Minuten.

Kapelle am Weg zum Wilden Berg. Foto: Martin Heppner
Kapelle am Weg zum Wilden Berg. Foto: Martin Heppner
Parkplatz Wilder Berg. Foto: Martin Heppner
Parkplatz Wilder Berg. Foto: Martin Heppner

Beim Parkplatz angelangt hätte man in der Zeit von Mai bis Oktober auch die Möglichkeit den Sessellift zu nutzen. Auch eine rasante Talfahrt am Schluss mit einem Mountain-Kart wäre dann eine Option. Ich habe vor Kurzem den Abstieg von der Gemeindealpe auf diese Weise sehr rasch hinter mich gebracht.

Blick zurück auf Mautern. Foto: Martin Heppner
Blick zurück auf Mautern. Foto: Martin Heppner

Mitterkogel / Feuerstein

Vom Schranken gehen wir die Schotterstraße im „Rabengraben“ hinauf. Wir queren den Bach in einer Kehre und folgen der Schotterstraße für weitere 300 Meter bis zu einer Weggabelung, mit einem gelben Wegweiser, an dem wir nach rechts in den Wald abbiegen.

Im Rabengraben. Foto: Martin Heppner
Im Rabengraben. Foto: Martin Heppner
Abzweigung nach rechts, von der Schotterstraße auf einen Waldpfad. Foto: Martin Heppner
Abzweigung nach rechts, von der Schotterstraße auf einen Waldpfad. Foto: Martin Heppner

Ab der Abzweigung in den Wald ist der Weg deutlich steiler. Hier ist der Boden schon gefroren und Reif-überzogen.

Aufstieg im herbstlichen Reif am Boden. Foto: Martin Heppner
Aufstieg im herbstlichen Reif am Boden. Foto: Martin Heppner
Die Buntheit des Herbstes mit einer Frostschicht überzogen. Foto: Veronika Schöll
Die Buntheit des Herbstes mit einer Frostschicht überzogen. Foto: Veronika Schöll

Der Weg ist entweder immer klar zu erkennen, oder wenn wir eine Forststraße queren müssen, gut markiert. Die Orientierung ist jedenfalls sehr einfach. Je höher wir steigen, desto stärker verändert sich der Wald und desto lichter wird er.

Schließlich treten wir aus den letzten Bäumen heraus und gehen die letzten Höhenmeter an einem Abhang voller Almrausch vorbei. Vier Monate früher ist es hier sicher ganz speziell schön!

Gipfel Mitterkogel (1.847m), auch Feuerstein genannt. Foto: Martin Heppner
Gipfel Mitterkogel (1.847m), auch Feuerstein genannt. Foto: Martin Heppner

Ich hatte nicht das Gefühl, dass wir besonders langsam gegangen wären. Vom Bahnhof bis zum Gipfel des Mitterkogels haben wir aber fast genau 4 Stunden benötigt.

Heroben setzen wir uns hin und ziehen alles an, was wir mithaben. Ohne Bewegung kühle ich furchtbar schnell aus und verkühle mich dann gerne. Daher sitze ich dort wie ein Michelin-Männchen und esse alles auf, was ich mithabe.

Am Vortag habe ich seit langer Zeit wieder einmal eine Alpenverein-Edelweiss-Tour geführt und mein Körper interpretiert zwei Tage Bewegung hintereinander als Notsituation. Er gibt mir mehr als deutlich zu verstehen, dass die zwei belegten Brote ein Witz wären und definitiv nicht ausreichen würden um zu überleben.

Noch funktioniert mein logisches Denken aber halbwegs und ich gebe meinem Inneren den Befehl sich zusammenzureißen. Da ich mit mir aber auch nicht so streng sein mag, verspreche ich mir selber auf der Heimfahrt dem Speisewagen einen ausgiebigen Besuch abzustatten.

Bremstein

Der Bremstein liegt direkt gegenüber, quasi in Griffweite. Um hinüberzugehen muss man runter zum tiefsten Punkt des Sattels, zum Antonikreuz und von dort wieder hinauf zum Gipfel des Bremstein.

Wir lassen den Bremstein aber liegen, weil wir glauben, die 40 Minuten, die uns das zusätzlich kosten würde, nicht aufbringen zu können. Wir wollen den Zug um 16:15 erreichen.

Im Nachhinein ist es schade, dass wir nicht hinaufgegangen sind, weil uns der Zug sowieso vor der Nase davongefahren ist. Wir hätten die Rucksäcke beim Antonikreuz deponieren sollen und so unbeschwert dem Bremsteingipfel einen Besuch abstatten können.

Abstieg

Wir entscheiden uns aber, wie gesagt, abzusteigen. Weil ich es schon verraten habe, dass wir den Zug verpasst haben, noch ein Tipp: Zwei Stunden sind für den Abstieg zu knapp bemessen, ich würde jetzt mindestens 2,5 Stunden einplanen. Speziell vom Schranken bis zum Bahnhof zieht es sich im Flachen noch ganz schön.

Abstieg zum Antonikreuz. Foto: Martin Heppner
Abstieg zum Antonikreuz. Foto: Martin Heppner
Antonikreuz zwischen Mitterkogel und Bremstein. Foto: Martin Heppner
Antonikreuz zwischen Mitterkogel und Bremstein. Foto: Martin Heppner

Der Abstieg vom Antonikreuz quert die Bergflanke in teilweise recht steilem Gelände. Im Winter, mit Schnee, würde ich es als nicht ungefährlich bewerten. Kleinere Stellen sind derzeit schon eisig und wir achten dementsprechend auf einen guten Tritt.

Abstieg über die Nordumfahrung. Foto: Martin Heppner
Abstieg über die Nordumfahrung. Foto: Martin Heppner

Wir wussten natürlich schon in der Früh, dass die Sonne jetzt im November kurz nach 16:00 untergeht. Stirnlampen sind daher mit im Rucksack. Auf dem nordseitig gelegenem Abstieg wird es dadurch schon früher duster und – was viel schlimmer ist – kalt.

Im Tal, kurz vor dem Bahnhof, spüren wir die Kälte schon sehr deutlich.

Im November bricht die Dämmerung früh herein. Foto: Martin Heppner
Im November bricht die Dämmerung früh herein. Foto: Martin Heppner

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   8:00 Std Wandern   1.150 HM   1.150 HM   16 km   GPX Track

Heimfahrt

Wie gesagt: Wir gehen so schnell wir können vom Parkplatz mit dem Schranken Richtung Bahnhof. Der Zug ist pünktlich, wir nicht und so verpassen wir unsere präferierte Rückreisemöglichkeit.

Da der nächste Zug erst zwei Stunden später fährt, gehen wir zum Hauptplatz von Mautern in der Steiermark um Abend zu essen. Die Pizzeria sehen wir zuerst und kehren daher dort ein. Es gebe laut Google Maps auch noch ein Gasthaus.

Bahnhof Mautern in der Steiermark. Foto: Martin Heppner
Bahnhof Mautern in der Steiermark. Foto: Martin Heppner

Habe ich vorher gerade erwähnt, dass unser gewünschter Zug pünktlich war und wir zu spät, dreht sich das nach dem Essen leider um: Wir sind schon um 18:00 am Bahnhof um ja nicht wieder zu spät zu kommen, dafür läßt sich unser Zug 15 Minuten mehr Zeit. Dadurch verpassen wir unsere Anschlussverbindung und haben dadurch das Gefühl, dass gerade gar nichts funktioniert.

Was aber funktioniert: Ich löse mein Versprechen mir gegenüber ein und esse etwas im Speisewagen. Da ich vorher gerade eine sehr gute und große Pizza gegessen habe, wäre das nicht mehr unbedingt notwendig gewesen, aber versprochen ist versprochen!

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