Anfang Mai nutze ich das schöne und eigentlich schon sommerliche Wetter für meine erste Mehrtagestour des Jahres. Ich habe mich für eine Rundwanderung um den Schneeberg entschieden mit einer Übernachtung auf der Edelweißhütte. Ich kann gleich vorwegnehmen, dass die Tour wunderschön, aber durchaus auch anspruchsvoll und anstrengend war! Der Weg ist stets abwechslungsreich und es geht durch unterschiedliche Wälder, durch kleine Dörfer, steil hinauf und hinab, vorbei an vielen Hütten mit Einkehrmöglichkeit, entlang der Schwarza (1. Wiener Wasserleitungsweg) und natürlich kommt eine atemberaubende Aussicht nicht zu kurz.
Steckbrief
Tag 1: Payerbach-Reichenau – Krummbachstein – Schneebergdörfl – Edelweißhütte | 22 km | +1.800 hm/-1050hm | ca. 9 Stunden |
Tag 2: Edelweißhütte – Kienthalerhütte – Wasserleitungsweg – Payerbach-Reichenau | 22 km | +450hm/-1.200hm | ca. 7 Stunden |
Die Tour startet und endet am Bahnhof in Payerbach-Reichenau. Der erste Tag führt mich direkt hinauf zum Naturfreundehaus Knofeleben, weiter auf den Krummbachstein, bergab ins Schneebergdörfl, weiter entlang Richtung Losenheim, von wo der letzte Anstieg zur Edelweißhütte beginnt. Am zweiten Tag geht es von der Hütte auf die Westseite des Schneebergs, vorbei an der Kientalerhütte, hinunter zum Weichentalhaus am Ferdinand-Mayr-Weg, weiter Richtung 1. Wiener Wasserleitungsweg und schließlich über Hirschwang an der Rax zurück zum Bahnhof Payerbach-Reichenau. Am ersten Tag lege ich knapp 22,5 Kilometer und 1800 Höhenmeter zurück und brauche dafür etwas über 8,5 Stunden. Am zweiten Tag sind es etwas weniger als 22 Kilometer und nur knapp über 450 Höhenmeter. Für die zweite Strecke der Tour brauche ich etwa 7 Stunden.
Tag 1: Von Payerbach-Reichenau zur Edelweißhütte (Ostseite Schneeberg)
Der erste Tag startet für mich um 8:35 Uhr am Bahnhof Payerbach-Reichenau (mit dem CJX9 ging es um 7:03 vom Bhf Wien Floridsdorf nach Payerbach-Reichenau). Die Zeit im Zug nutze ich zum Frühstücken und schaue mir nochmal meine heutige Route an. Zum Glück, denn auf meiner eigentlich geplanten Route ist ein Weg aufgrund von Windwurf gesperrt. Somit plane ich im Zug noch schnell alles um …. Vom Bahnhof Payerbach-Reichenau geht es direkt bergauf entlang des PA13 – rote Markierung durchs Schneedörfl durch und das Naturfreundehaus Knofeleben ist bereits angeschrieben. Ich folge einfach dem Weg (rote Markierung) und der Beschilderung. Es geht durch den Wald bergauf, über den Mariensteig (kurze Strecke gesichert mit Seilen) und durch eine Schlucht durch. An der Holzriese gibt es eine Wegtrennung und ich folge dem Weg links an der Holzriese vorbei weiter hinauf zur Knofeleben. Ab hier ist die Markierung gelb. Nach knapp 2 Stunden erreiche ich das Naturfreundehaus Knofeleben und lege meine erste Pause ein.




Am Naturfreundehaus vorbei beginne ich den Aufstieg zum Krummbachstein (grüne Markierung). Am Krummbachstein angekommen genieße ich die Ruhe und den Ausblick über Schneeberg und Rax, bevor es bergab Richtung Bhf. Baumgartner geht. Am Krummbachsattel geht es wieder kurz bergauf und dann entlang deiner Forststraße Richtung Bhf. Baumgartner. Nachdem der Grafensteig aufgrund des Windwurfes gesperrt ist, kann hier nicht den direkten Weg zur Edelweißhütte nehmen (wie auf der Beschilderung), sondern bin gezwungen, eine andere Route zu wählen. In der Nähe des Bhf. Baumgartner nehme ich mir Zeit für mein Mittagessen. Brot mit Aufstrich und ein Muffin vom Vortag.

Meine Route führt mich weiter am Bhf. Baumgartner vorbei bergab zum Adolf-Kögler-Haus. Am Adolf-Kögler-Haus biege ich nach links ab und gehe bergab durch den Wald und entlang einem kleinen Bach bis ins Schneebergdörfl (gelbe Markierung). In Schneebergdörfl geht es für etwa 300 Meter geradeaus, bis ich bei der ersten Möglichkeit nach links in eine Forststraße biege. Der Weg führt mich direkt Losenheim bzw. Richtung Losenheim.



Es geht an der Burg Losenheim vorbei an, dann direkt wieder hinauf in den Wald (Beschilderung Richtung Mamauwiese). Auch hier folge ich einfach dem Weg, bis die Edelweißhütte angeschrieben ist (1h). Die letzten Meter der Route am ersten Tag führen mich hinauf zur Dürre Leiten, wo es zwischenzeitlich immer wieder schöne Ausblicke gibt. Und dann, nach 45 Minuten habe ich mein heutiges Ziel vor Augen und zum Greifen nahe. Am letzten Kilometer geht es über die Putzwiese und vorbei am Almreserlhaus und schließlich komme ich auf der Edelweißhütte an. Direkt werde ich von der Besitzerin in Empfang genommen und mir wird mein Bett für die Nacht gezeigt (Mehrbettzimmer). Zum Abschluss des Tages gibt es auf der Hütte hausgemachte Käsespätzle und ich verbringe den restlichen Abend auf der Terrasse und in der Hütte mit einem mitgebrachten Buch.



Tag 2: Von der Edelweißhütte zurück nach Payerbach-Reichenau (Westseite Schneeberg)
Meinen zweiten Tag starte ich um 8:00 Uhr mit einem Frühstück auf der Hütte (Käsesemmel und Müsli), bevor ich mich auf den Weg zur Kientalerhütte mache (gelbe Markierung). Es geht entlang eines schmalen Waldweges und einer Forststraße immer leicht bergauf bis zum Rossgrabensattel. Der Wald auf dieser Strecke hat etwas ganz Märchen- und Fabelhaftes. Am liebsten hätte ich mich einfach für Stunden auf einen Stein gesetzt und die Umgebung genossen. Aber ich hatte doch noch einiges an Strecke vor mir, also ging es weiter langsam bergab Richtung Kientalerhütte.



Nach weniger als 2 Stunden komme an der Kientalerhütte an und es geht immer weiter bergab durch den Wald und dann kurz neben bzw. auf einem kleinen Bach. Da die Weichentalklamm aufgrund von Steinschlaggefahr auch gesperrt ist, nehme ich den Ferdinand-Mayr-Weg zum Weichentalhaus. Der Weg ist sehr angenehm und auch hier geht es durch unterschiedliche Wälder mit teils schönen Ausblicken zur Rax schnell hinunter zum Weichentalhaus.


Nach knapp 3,5 Stunden erreiche ich das Weichentalhaus und komme auch wieder in der „Realität“ an. Mich erwarten förmlich Menschenmengen (eh klar an einem wunderschönen Samstag im Mai) und eine Veranstaltung beim Weichentalhaus. Dem Ganzen entkomme ich so schnell wie möglich und begebe mich auf den womöglich ungemütlichsten Teil der Route – der Weg vom Weichentalhaus zum Anfang des 1. Wiener Wasserleitungsweges. Es geht für etwas weniger als 3 Kilometer entlang der B27 bis Kaiserbrunn. Es gibt hier meistens einen kleinen Weg nehmen der Straße, außerdem ist die B27 nur mäßig befahren (trotz Samstag mit Sonnenschein) und mir kommen auf den 3 Kilometern nur 17 Fahrzeuge (davon der Großteil Motorräder) entgegen. Dennoch bin ich froh, dass ich nach gut 35 Minuten den Anfang vom 1. Wiener Wasserleitungsweg in Kaiserbrunn erreiche.

Von hier aus geht es entlang der Schwarza immerhin hinter zum Fluss oder auch zwischendurch nochmal leicht bergauf. Der Weg ist sehr schön und nach dem Straßenstück auch sehr ruhig (trotz vieler Besucher). An der Schwarza nehme ich mir dann Zeit für eine Mittagspause (erneut mitgebrachtes Brot mit Aufstrich und ein paar Snacks) und kühle meine Füße in der Schwarza ab, denn immerhin hatte es Anfang bei fast 30 °C und die Luft war drückend schwül.

Es geht weiter am 1. Wiener Wasserleitungsweg bis dieser in Hirschwang an der Rax von der Schwarza Abschied nimmt. Für etwa einen Kilometer bewege ich mich neben der Straße durch Hirschwang durch und merke plötzlich, dass der Himmel hinter mir etwas dunkler wird. Beim „Rax-Bräu“ biege ich nach links die Straße hinein und folge dieser bis zum Schild „Bahnhof“, wo ich erneut links hineinbiege. Ich lande vor den Schienen der Höllentalbahn und hier geht es entlang eines kleinen ruhigen Weges zwischen Schienen und Schwarza.

Nach gut 2 km komme ich in Reichenau an der Rax an und plötzlich höre ich den ersten Donner. Zum Glück habe ich es jetzt nicht mehr weit zum Ziel. Nachdem ich eine Unterführung der Höllentalbahn durchquere und einen kleinen Bach überschreite, biege ich nach links in einen kleinen Weg ab (sehr bewachsen und wenig sichtbar) und gehe hinauf zur Schneedörflstraße. Auf der Straße blicke ich nochmal zurück auf die Rax (wo sich mittlerweile die dunklen Wolken auftürmen) und schon bald komme ich an den Punkt ich Schneedörfl, wo ich vor etwas 30 Stunden meine Tour gestartet habe. Den Weg von hier zum Bahnhof kenne ich bereits und ich beeile mich etwas, denn das Donnern wird immer mehr und lauter.

Den letzten mir schon bekannten Kilometer nutze ich, um die letzten Stunden nochmal vor mir passieren zu lassen und darüber nachzudenken, mit welcher Energie ich gestern gestartet habe und mit was für einer Freude ich die Tour beende. Am Bahnhof angekommen und rechtzeitig unter einem Dach fängt es doch tatsächlich zum Schütten an. Hatte ich ein Glück! Um 15:55 Uhr geht es für mich mit dem CJX9 mit etwas Melancholie, dass es so schnell vorbeigegangen ist, aber auch Vorfreude auf eine Dusche wieder nach Hause nach Wien.
Fazit
Was gibt es Schöneres als wandern? Zwei Tage hintereinander wandern! Für alle, die gerne mal etwas mehr Tage in den Bergen bzw. um den Schneeberg verbringen wollen, bietet diese Tour sehr viel Abwechslung. Die zwei Etappen sind mit insgesamt knapp über 44 km, 2250 hm und fast 16 Stunden Wandern recht anspruchsvoll und ambitioniert. Wer es allerdings gewohnt ist, mindestens 8 Stunden am Tag zu wandern, sollte bei dieser Zweitageswanderung kein Problem haben (eventuell muss man mit einer Blase am Fuß rechnen). Auf der Tour gibt es unzählige schöne Ausblicke sowie Highlights und es wird garantiert nicht langweilig. Von einer Klamm zum Gipfelkreuz über Wälder, Wiesen und Dörfer, sowie einer Wanderung am Fluss ist alles dabei. Zudem ist es recht angenehm, dass es viele Einkehrmöglichkeiten gibt, somit ist eine Mitnahme von Essen eigentlich nicht nötig. Die Edelweißhütte bietet neben einem Matratzenlager auch Schlafplätze im Mehrbettzimmer und einen Waschraum (keine Dusche!). Man sollte vor 18:00 Uhr auf der Hütte ankommen, wenn man oben noch etwas zu Abend essen möchte. Außerdem rate ich dringendst einen Schlafplatz vorab zu reservieren. Ich kann die Tour wirklich weiterempfehlen und würde sie auch sofort nochmal machen!