Mit Schneeschuhen von der Gaißau über drei Gipfel nach Hintersee
Versteckte und viel besuchte Teile der Osterhorngruppe werden bei dieser Überschreitung von der Bushaltestelle Gaißau-Spielbergalm nach Hintersee Ortsmitte erwandert; zu jeder Jahreszeit reizvoll, bei den vorgefundenen winterlichen Verhältnissen überwältigend.
Der Hochnebel hat den Flachgau fest im Griff. Beim Umsteigen in Hallein zeigt sich verheißungsvolles Licht.

Bus 450 mutiert ab Adnet zum Privattaxi. Beim Aussteigen bedanke ich mich beim Chauffeur. „Fahren sonst aber schon mehr Leute?“ – „Kann sein, kann auch nicht sein.“ Sagt der junge Mann gelassen. Ich verstehe: Er nimmt seine Verantwortung in schlichter Weise wahr, unabhängig von der Anzahl der Fahrgäste.

Von nun an geht’s bergab, vom riesigen, leeren Parkplatz zum Bauernhof Ois (angenehm: kein Hund) und den Feldweg (Fahrverbotstafel mit Innschrift Privatweg – da darf ich als Fußgänger wohl weiter) hinunter zum Mirchtlbach.

Die Forststraße ist erwartungsgemäß vereist. Dann kommt die Wegteilung und am Fuß der Almwiese treten die Schneeschuhe zum ersten Mal in Aktion.

Fast unangenehm laut knirscht der tragende Harsch, durch meine Steighilfen wie durch einen Resonanzkörper verstärkt. Ich genieße die winterliche Freiheit, verlassen den Forstweg, um ihn höher oben wieder zu erreichen.

Auf der flachen Straße haben die Geräusche meiner gleichmäßigen Schritte etwas Metronomisch-Mechanisches an sich.

Nach etwas mehr als einer Stunde erreiche ich die Zisterbergalm – und schlüpfe unter der Hochnebeldeck in wolkenloses Blau. –

Hier, unter den Nordabstürzen des Schmittensteins, ist der Schnee flauschig und tief, richtig ski-tauglich. Doch mich zieht es zum Sattel, in die Sonne.

Natürlich könnte ich nun über die freien Wiesen zur Bergalm hinüberwandern, würde da nicht das Sattelköpfel meine Neugier wecken: „Kommt man von dieser Seite da hinauf, trotz des Schneebruchs vom September, der besonders so manche Buche gleichsam flügellahm zurückgelassen hat?“

Mehr, als dass ich, in eine Sackgasse geraten und umdrehen muss, kann mich nicht passieren. Ich habe genug Zeit.
Die Sackgasse bleibt mir erspart. Mit Schneeschuhen, dann ein Stück zu Fuß erreiche ich den liebevoll gestalteten Gipfel: Köpfel 1.
Schneeschuhe von den Füßen.

Der Abstieg überrascht mich: immer wieder kleine Tafeln mit Sprüchen, Seile an „schwierigen“ Stellen: die Kompass-Karte klärt mich auf: Es ist der Rosi-Berti-Steig. Bei einer Lichtung verlasse ich den Gart, die Schneeschuhe wollen wieder an die Füße: über Wiesen geht es auf die Almstraße, die mich in den nächsten Sattel leitet.

Von dort geht es auf das Bergköpfel. Im Gipfelbuch wurde vor zwei Tagen eine „Nacht-Schneeschuhtour“ eingetragen: Die Spuren kommen über den NO-Grat; Respekt!
Es ist Mittag. Köpfel 2.

Der Abstieg ist teilweise steil, fast durchwegs aper, kniehohe Stufen (natürlich ohne Schneeschuhe).
Um 12:30 Uhr sitze ich vor der kleinen Bergalm-Winterhütte und lehne mich an die Tür. Da bemerke ich, dass sie sich bewegt: Sie ist nur zugehängt – und in der Hütte ist ein voller Kühlschrank.

Die Rast fällt länger aus, Verdauungsschläfchen inclusive.
Doch nun gilt es noch, den Spitz zu besuchen, der die beiden fast gleichhohen Köpfel um 200m überragt: Nun gibt es Ski- und Stapf-Spuren (unglaublich, wie jemand da ohne Schneeschuhe hinaufstapfen kann; muss ein Bär gewesen sein!). Die Schneeschuhe bleiben trotz aperer Wegstellen angeschnallt: Bei den Wurzeln entschuldige ich mich für die „Metallsohlen“ und bei den Schneeschuhen für die Felstritte. Nicht immer folge ich dem Vorgegebenen, lasse mich zu „Abkürzungen“ hinreißen, die dann allerdings „Frontzackentechnik“ in 40° steilen Passagen erfordern: kleine Dummheiten müssen offenbar sein, sind der Pfeffer: spicy.
Eine Stunde später begrüßt mich das Regenspitz-Gipfelkreuz: „Bist wieder mal da. Ah, heute mit Schneeschuhen, nicht wie Ende Dezember mit Skiern.“ Der Blick auf das Nebelmeer im Salzachtal, die strahlende Sonne auf den Gipfeln – was soll ich sagen?

Der NO-Grat zur Feichtensteinalm ist ein „Bianco-Grat“: gut eine Fingerspanne lockerer Schnee auf harter Unterlage lassen mich meine Schritte (die zugewehten Spuren sind hilfreich) bewusst und respektvoll setzen.

Dann wird das Gelände milder, Schneeschuhtraum pur.
Eine dreiviertel Stunde später sitze ich in der Sonne vor einer Hütte, Jausenzeit, bis viertelvier Uhr (Titelfoto: Köpfel-Köpfel-Spitz). Eine Stunde veranschlage ich bis Hintersee, dies geht sich bei zügigem Tempo gut aus.
Der Forstweg – bald verschwinden die Schneeschuhe am Rucksack – ist ungewöhnlich gepflegt, keine Spur von ausgewaschen. Der Hochnebel hat Reif an den Zweigen von Buchen und Fichten hinterlassen, der sich nun der Sonne hinhält, um im Verschwinden seine ganze Pracht zu entfalten.

Bei der Unteren Tiefenbachalm kommen die Schneeschuhe ein letztes Mal vom Rucksack, bis zur Abzweigung des „Wasserwunderwegs“. Auch er ist vorbildlich gepflegt.

Still ist es in Hintersee, ich gehe die Straße vor und mache einen Sprung in die Kirche, in der Josef Mohr von 1827-1837 wirkte. Damals war „Stille Nacht“ bereits 11 Jahre alt – und wusste noch nichts von seinem künftigen Welterfolg.

Pünktlich wie die Uhr kommt Bus 157. Während wir mit beachtlichem Tempo wieder unter die eisige Hochnebeldecke schlüpfen, umhüllt eine leuchtende Wolke den Feichtenstein.

Start- und Endpunkt von Köpfel-Köpfel-Spitz lassen sich auch auf gemütlichen Wegen verbinden – ein Blick auf die Landkarte genügt. Da die ÖFFI-Frequenz von Gaißau weniger „taktvoll“ als von Hintersee ist, habe ich diese Richtung gewählt. Der steile, ev. überwechtet NO-Grat auf den Regenspitz ist für wenig Geübte allerdings eher im Aufstieg zu empfehlen.

Es ist auch ein Verbindungsweg Feichtensteinalm-Bergalm auf etwa 1.200 Metern eingezeichnet, der eine Alm-Alm-Alm – Variante ergeben würde: Zisterbergalm-Bergalm-Feichtensteinalm.
[…] Abstieg ist mir von „Köpfel-Köpfel-Spitz“ schon bekannt, ebenso die Bergalm (Alm 2) mit ihrer Winterhütte, in der mich eine Wanderin […]