Rax über den Altenbergsteig

heukuppe

Vom Preiner Gscheid über den Altenbergsteig am einsameren, wild-westlichen Ende der Rax auf die Heukuppe. Für den Abstieg bieten sich viele Varianten an, von knieschonend bis ausgiebig.

Um auf die Rax hinauf zu kommen, gibt es ebenfalls zahlreiche Möglichkeiten, Seilbahn, Klettersteige, Wanderwege aus allen Himmelsrichtungen. Da mir der von Wien aus gesehen hintere Teil der Rax so gut gefällt, suche ich mir einen nicht so bekannten Aufstiegsweg von diesem Teil der Raxalpe aus. Die Route macht auf den ersten Blick nicht so viel Sinn, weil sie in einem weiten Bogen vom Preiner Gscheid nach Westen Richtung Altenberg führt und dann nach dem Altenbergsteig oben am Rax Plateau wieder parallel zurück. Aber auch hier, wie so oft, ist für mich der Weg das Ziel. Und dieser hier ist besonders schön.

Sommer auf der Rax. Foto Veronika Schöll
Sommer auf der Rax. Foto Veronika Schöll

Leider konnten wir innerhalb der nächsten 6 Tage keine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von München zu dieser Tour für dich finden.

Am Bahnhof Payerbach-Reichenau angekommen, sehe ich, während ich zum Bus aufs Preiner Gscheid gehe, dass die Irmi (Kiosk am Parkplatz) neu eröffnet hat. Das macht mich neugierig.

Viertel vor Neun komme ich dann am Preiner Gscheid an. Außer mir ist da niemand mehr im Bus. Dafür ist der Parkplatz, obwohl wochentags, schon recht gut gefüllt.

Zur Reißtaler Hütte

Mein Weg führt zuerst über eine kurze Steilstufe durch den Wald zur Reißtaler Hütte (unbewirtschaftet). Ich beginne vom Parkplatz auf der Passhöhe mit dem Weg zum Waxriegelhaus, biege aber nach ein paar Minuten links ab und halte mich an den Wegweiser zur Reißtaler Hütte/Almgasthof Moassa, die grüne verblasste Markierung führt durch einen schönen Wald. Walderdbeeren, Heidelbeeren, Fotomotive und vor allem einige dicke Steinpilze am Wegrand verlangsamen mein Tempo ziemlich.

Bei der Reißtaler Hütte (etwa nach einer Stunde) mündet der Waldweg in eine schmale Forststraße, der ich weiter leicht bergab nach Westen folge. Der gelbe Wanderpfeil mit der Aufschrift Giglgupf, Kapellen, Altenberg zeigt mir den Weg.

Karreralm und Schneealpe, hier beginnt der Altenbergsteig. Foto Veronika Schöll
Karreralm und Schneealpe, hier beginnt der Altenbergsteig. Foto Veronika Schöll

Karrer Almweg und Altenbergsteig

Nach dem Giglgupf beginnt der Karrer Almweg rechter Hand. Er führt fast eben hinüber zur unbewirtschafteten Karrer Alm. Die Almwiese steht in voller Blüte und liegt sehr malerisch eingebetet zwischen Wald und Felsen.

Die Aussicht ins Mürztal und zur Schneealpe begleitet mich ab nun bis hinauf zur Heukuppe, der höchsten Erhebung der Rax (2007m).

Schneealpenpanorama vom Altenbergsteig. Foto Veronika Schöll
Schneealpenpanorama vom Altenbergsteig. Foto Veronika Schöll

Nach dem gemütlichen Teil wird es nun am Altenbergsteig steiler. Einige Schutthalden sind zu queren. Der Steig ist recht zahm, schmal ist er allerdings schon und die Aus- und Tiefblicke sehr anregend. Er führt durch die bizarren Felsformationen des Hohen Steins.

Tiefblick von Altenbergsteig und sich auflösender Nebel. Foto Veronika Schöll
Tiefblick von Altenbergsteig und sich auflösender Nebel. Foto Veronika Schöll

Ich bin überrascht, wie schnell ich oben am Raxplateau ankomme. Aber das liegt vielleicht daran, dass bei zunehmender Höhe der Blick auf das Plateau der Schneealpe immer noch schöner wird und ich mich nur darauf konzentriere. Bald kann man die Hütten drüben erkennen. Das rote Dach des Schneealpenhauses blitzt durch die Reste der Wolken und durch Nebelschwaden, die die Sonne noch nicht ganz aufgefressen hat. Auch der Lurgbauer scheint zum Greifen nahe.

Vom Altenbergsteig zur Heukuppe

Ich komme zur „Interview-Wiese„. Hier habe ich mich nach der Besteigung des Zahmen Gamsecks in die Wiese fallen lassen, um Atem zu schöpfen und die Aufregung abzubauen 🙂 Daran erinnere ich mich sehr gerne. Weiter vorne kommt die Wildfährte herauf. Beide Wege nach hier oben sind ein Traum!

„Interviewwiese“ Foto Veronika Schöll

Dann erklimme ich die Heukuppe, auf einem breiten, sanft ansteigenden Wanderweg. Sozusagen zurück in die Zivilisation, denn ab hier begegnen mir viele nette Bergwanderer und Rax-Fans. Nach guten dreieinhalb Stunden bin ich oben und hab die Hälfte des Weges geschafft. Von der Heukuppe runter lass ich es laufen… Bergab mit Trailschuhen und Mini-Rucksack, ich bin noch relativ frisch, macht das sehr viel Spaß. Beim gut besuchten Karl-Ludwig-Haus gehe ich vorbei, eine Suppenpause habe ich erst bei der Neuen Seehütte eingeplant.

Abstiegs-Alternative 1: Vom Karl-Ludwig-Haus könntest du über den Schlangenweg zum Waxriegelhaus und dann zum Preiner Gscheid hinunter wandern. Von dort geht der Bus zurück nach Payerbach-Reichenau zum Bahnhof. Für diesen Weg hinunter etwa eineinhalb Stunden einplanen.

Zur Neuen Seehütte

Ich gehe aber zwischen Predigtstuhl und Lichtensternhöhe durch, auf den Trinksteinsattel. Von dort weiter über eine schöne Almfläche inklusive Kuhherde, den Markierungsstangen folgend und an einer Bergrettungshütte vorbei. Die halte ich zuerst leider für die Seehütte. Hunger! Vor der Hütte sitzen zwei Leute bei einer sehr privaten Jause. Bevor die beiden meine Stielaugen auf die Wurstradeln, die sie gerade frisch absäbeln, bemerken, dreh ich lieber wieder um. Noch vierzig Minuten bis zum Mittagessen.

Endlich, die Neue Seehütte, sehr gut besucht. Ich fackle nicht lange herum, hole mir einen großen Teller köstlicher Frittatensuppe und ein Skiwasser und setze mich vor die Hütte in den Schatten. Beides verdampft im Nu. Als Nachspeise gibt es einen Nussriegel.

Abstiegs-Alternative 2: Von der Seehütte führt der Göbl-Kühn-Steig quer durch einen steilen Latschenhang hinüber zum Waxriegelhaus und hinunter zum Ausgangspunkt der Wanderung, dem Preiner Gscheid. Ich selbst kenne diesen Steig noch nicht, er steht aber bereits auf meiner Liste. Peter Backé erzählt mir dazu, dass im Frühjahr noch recht lange Schnee drinnen liegt und der Steig dann eher unangenehm zu gehen ist.

Göbl-Kühn-Steig. Foto Veronika Schöll
Göbl-Kühn-Steig. Foto Veronika Schöll

Kammweg zum Ottohaus

Ich wandere weiter über den Kammweg Richtung Ottohaus. Die mächtige Preiner Wand beeindruckt mich sehr. Ich entdecke den Ausstieg vom Preiner Wand Steig. Respekt.

Dann geht es über die Hohe Kanzel. Nach dem Gipfel mache ich ein Päuschen und döse in der Sonne. Es ist noch genug Zeit, ich habe die Rax-Seilbahn-Gondel erst für 17.00 reserviert. Früher macht es keinen Sinn, denn von Hirschwang gibt es unter der Woche nicht üppig viele Bus Verbindungen nach Payerbach-Reichenau zum Bahnhof.

Von meinem Rastplatz sehe ich hinunter ins Tal der Schwarza, ich kann sogar den Viadukt der Semmering Bahn in Payerbach erkennen.

Schneeberg in Sicht. Foto Veronika Schöll
Schneeberg in Sicht. Foto Veronika Schöll

Dann wandere ich auf dem Kammweg weiter. Das Ottohaus kommt in Sicht. Der Weg führt direkt über die Terrasse, ich mache aber jetzt keine Pause sondern besuche den Alpengarten gleich unter dem Ottohaus. Man darf sich da keinen ziseliert angelegten Ziergarten vorstellen. Es ist einfach eine wunderbar bunt blühende Bergwiese, bei manchen Pflanzen stecken kleine Schilder mit den Namens-Bezeichnungen im Gras. Und da entdecke ich es, das Edelweiß. Es blüht. Ich bin sehr berührt. Endlich live! Wunderschön!

Edelweiß beim Ottohaus. Foto Veronika Schöll
Edelweiß beim Ottohaus. Foto Veronika Schöll

Und dann entdecke ich noch etwas – nämlich den Törlweg. Das Felsentor zieht mich magisch an. Zweieinhalb Stunden steht da am Wegweiser, dauert der Abstieg nach Hirschwang. Ich kann nicht widerstehen und gehe durch das Törl. Passt perfekt in mein Timing. Rax-Seilbahn ein anderes Mal.

Ottohaus und Schneeberg. Foto Veronika Schöll
Ottohaus und Schneeberg. Foto Veronika Schöll

Abstiegs-Alternative 3: Am Ottohaus lässt es sich vorzüglich jausnen um dann etwa vierzig Minuten vor der reservierten Gondel (Reservierung online möglich – am besten mit den Buszeiten abstimmen) zur Bergstation der Rax-Seilbahn aufzubrechen.

Törlweg

Der Törlweg geht steil im Zick-Zack hinunter nach Hirschwang (oder Edlach). Ich bin froh, ihn nun endlich kennen zu lernen und ihn nicht hinauf gehen zu müssen. Mir kommen zwei Burschen mit ordentlich Gepäck am Rücken entgegen, die schwitzen ganz schön.

Tiefblick nach Payerbach. Foto Veronika Schöll
Tiefblick nach Payerbach. Foto Veronika Schöll

Netterweise gibt es am halben Weg das Lammel Brünnl, wo man sich etwas abkühlen kann. Nach einem langen steilen Stück wird es flacher. Der Weg führt beim Huthaus vorbei, das für die Bergknappen als Bet- und Gemeinschaftshaus errichtet wurde. Später beim Knappenhof, der leider geschlossen ist. Ich habe hier vor Jahren ein paar wunderschöne Tage verbracht. Nette Erinnerung. Nach der Wanderung auf der Terrasse bei einem Sundowner den frühen Abend zu genießen, hatte schon was.

Noch über die Schwarza Brücke und schon bin ich in Hirschwang.

Wer mehr über die Geschichte der Gegend erfahren will, dem sei das Buch Reichenauer Kulturspaziergänge, erschienen im Kral Verlag, empfohlen.

Knappenhof. Foto Veronika Schöll
Knappenhof. Foto Veronika Schöll

Gleich nach der Brücke biege ich links in die Bundesstraße ein. Da wäre gleich die nächste Busstation. Ich habe aber noch Zeit und will nicht direkt an der Straße warten, deshalb gehe ich den einen Kilometer weiter nach hinten zur Talstation der Raxseilbahn. Hinter der Talstation entdecke ich einen Campingplatz und beschließe, mich dort innerlich und äußerlich zu erfrischen. Hier lässt es sich angenehmer warten.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   7:00 Std Wandern   1.300 HM   1.880 HM   25 km   GPX Track

Um 18:08 fährt dann pünktlich der Bus von der Talstation der Seilbahn nach Payerbach. Bus und Bahn sind gut getaktet, ich habe nur zehn Minuten Zeit zum Umsteigen, da geht sich maximal der Ticketkauf aus und kein Besuch bei Irmi 🙁

Fazit

Der Weg über die Karrer Alm und den Altbergsteig war für mich die richtige Wahl. Der hintere Teil der Rax ist wild und zerklüftet, der Steig trotzdem einfach. Empfehlung!

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