Zweitägige Durchquerung der Soierngruppe

Aufbruch von der Bayerkarspitze, gleich geht es steil in die Senke bergab. Foto: Fabian Lindner, POW DE

Aussichtsreiche Gratüberschreitung: Kurzweiliges Bergauf-bergab über Krapfenkar-, Soiern-, Schöttelkarspitze und co

Die Tour führt überaus aussichtsreich über Grate und Bergrücken vom Rißtal ins Obere Isartal. Weitgehend ruhig geht es am ersten Tag unter anderem über Bayerkar- und Krapfenkarspitze zum Oberen Soiernhaus, immer mit Blick auf die nördliche Karwendelkette. Der zweite Tag bietet mit der Soiernumrahmung ebenfalls eine prächtige Panoramatour über mehrere Gipfel. Mittelpunkt der Überschreitung ist der Soiernkessel mit seinen beiden Seen, von dem schon König Ludwig II. begeistert war.

Tag 1+1.550/-800 hm14 km8,5 h
Tag 2+1.050/-1.750 hm15 km9 h

Von München HBF mit der Bayerischen Regiobahn nach Lenggries. Dort nimmt man den „Bergbus Eng“, Linie 369, bis zur bewirteten Oswaldhütte. Der Halt liegt unmittelbar vor der Landesgrenze zu Österreich, das Deutschlandticket ist bis dort gültig. Fahrzeit knappe zwei Stunden. Nur von Juni bis Oktober, kein Winterbetrieb.

Tag 1: Aus dem Rißtal über Bayerkar- und Krapfenkarspitze zum Soiernhaus

An der Bushaltestelle Oswaldhütte angekommen, gehen wir zunächst circa 700 Meter an der Straße zurück und biegen links in einen breiten Forstweg ein, dem wir für etwa eine halbe Stunde bis zur Einfahrt der privaten Paindlalm folgen.

Nach einem Stück an der Straße zurück, geht es links auf einen Forstweg. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Nach einem Stück an der Straße zurück, geht es links auf einen Forstweg. Foto: Fabian Lindner, POW DE

Diese lassen wir rechts liegen und gehen kurz steil bergauf, der Weg macht aber bereits nach wenigen Metern eine 90 Grad Kurve nach links und flacht ab. Noch bevor es wieder in den Wald geht, biegen wir rechts auf einen weiteren Fahrweg ab, der uns steil und schweißtreibend zügig hinauf führt. Nach circa 15 Minuten, sobald der Weg deutlich flacher wird, heißt es Augen auf: Kurz vor einem kleinen Rinnsal beginnt etwas versteckt und nicht markiert der schmale Bergsteig Richtung Galgenstangenkopf. Dank digitaler Karte finden wir den Abzweiger jedoch schnell und freuen uns, den „Zustieg“ auf Fahrwegen hinter uns zu lassen und nun deutlich schöner durch lichten Wald bergauf zu wandern.

Etwas unscheinbar zweigt unmittelbar vor einem kleinen Rinnsal der Bergsteig ab. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Etwas unscheinbar zweigt unmittelbar vor einem kleinen Rinnsal der Bergsteig ab. Foto: Fabian Lindner, POW DE

In angenehmer Steigung führt uns der Weg abwechslungsreich zur Grafenherberge Alm hinauf, dabei ergeben sich immer wieder tolle Ausblicke auf den gegenüberliegenden Schafreuter und das Obere Isartal. Das Gelände flacht vor der Alm ab, wir biegen rechts ab und ein weiteres Mal ist ein wenig Gespür für den weiteren Weg nötig: Man folgt hier am Besten der Lichtung hinauf. Über etwas verwilderte Steige und zuletzt durch Latschengelände erreichen wir dann den ersten von insgesamt fünf Gipfeln heute: Den Galgenstangenkopf, der allerdings kein Kreuz trägt. Wir genießen hier für ein paar Minuten die Ruhe, schließlich ist die heutige Route wenig begangen und wir sind trotz bestem Sommerwanderwetter größtenteils alleine unterwegs.

Der weitere Wegverlauf ist hier bereits sichtbar: Unser Blick schweift im Zick-Zack am Grat entlang bis hin zur mächtigen Soiernspitze, die morgen auf dem Programm steht. Die Wegführung ist nun klar, kurz geht es bergab, bald wieder bergauf und schon stehen wir auf dem Fermerskopf. Auch hier nehmen wir uns Zeit für eine kurze Pause und genießen bei einer kleinen Brotzeit den tollen Blick auf die nördliche Karwendelkette, denn heute haben wir keinen Stress, die Hütte rechtzeitig zu erreichen.

Blick vom Fermerskopf auf den weiteren Wegverlauf: Bayerkarspitze, Dreierspitz und Krapfenkarspitze (rechts, links, rechts). Im Hintergrund die Soiernspitze. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Blick vom Fermerskopf auf den weiteren Wegverlauf: Bayerkarspitze, Dreierspitz und Krapfenkarspitze (rechts, links, rechts). Im Hintergrund die Soiernspitze. Foto: Fabian Lindner, POW DE

Nach unserer Rast geht es hinab in eine Einsattelung und anschließend für gute 100 Höhenmeter dem Grasrücken nahe an der Abbruchkante folgend bergauf zum ersten Gipfelkreuz, das uns gleich zu einem Gruppenselfie verlockt: Die Bayerkarspitze ist erreicht. Weiter geht es nun über einen kurzen Grasrücken und dann steil bergab in eine Senke, die wir über wenige Meter auf einem etwas erodierten und ausgesetzten Grat passieren. Ist dies geschafft, geht es schon wieder bergauf Richtung Dreierspitz, die wir allerdings links herum umgehen.

Aufbruch von der Bayerkarspitze, gleich geht es steil in die Senke bergab. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Aufbruch von der Bayerkarspitze, gleich geht es steil in die Senke bergab. Foto: Fabian Lindner, POW DE

An der Dreierspitz: Nur noch kurz die Aussicht genießen und los geht’s zur Krapfenkarspitze. Fotos: Nico Zander

Es geht nun auf den höchsten Gipfel des Tages zu: Zunächst flach, aber deutlich felsiger und etwas zerklüftet, zieht der Weg bald hinauf in die Nordostflanke der Krapfenkarspitze. Hier kraxeln wir über eine kleine Felsstufe und steigen im Anschluss durch wegloses Schrofengelände zum Gipfel hinauf. Der Blick ist traumhaft und die Stimmung bestens, denn für heute haben wir fast alle Höhenmeter im Aufstieg bewältigt. Nur der Fliegenschwarm, der sich diesen Logenplatz mit Blick auf die Soiernumrahmung ausgesucht hat, belästigt uns ein bisschen bei unserer Pause – man findet eben immer etwas zum Meckern 😉

Im Aufstieg zur Krapfenkarspitze braucht man einmal kurz die Hände. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Im Aufstieg zur Krapfenkarspitze braucht man einmal kurz die Hände. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Von der Krapfenkarspitze ist der Blick frei auf die Soiernumrahmung: Von der Soiernspitze (links) bis zur Schöttelkarspitze (rechts). Foto: Fabian Lindner, POW DE
Von der Krapfenkarspitze ist der Blick frei auf die Soiernumrahmung: Von der Soiernspitze (links) bis zur Schöttelkarspitze (rechts). Foto: Fabian Lindner, POW DE

Nach einer ausgiebigen Rast folgen wir dem Grasrücken hinab und folgen im weiteren Wegverlauf dem Grat zur Gumpenkarspitze, wo sich zum ersten Mal die beeindruckende Szenerie des gesamten Soiernkessels mit seinen zwei Seen auftut: Angesichts der Schönheit kein Wunder, dass sich König Ludwig II. diesen Platz für sein Jagdrevier aussuchte und das Soiernhaus erbauen ließ. Wir verweilen auch hier für einige Zeit in der Sonne, blicken hinab zu unserer heutigen Unterkunft und amüsieren uns über die kreativen Einträge im Gipfelbuch.

Fantastischer Blick in den Soiernkessel. Das Soiernhaus liegt auf dem Rücken rechts der beiden Seen. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Fantastischer Blick in den Soiernkessel. Das Soiernhaus liegt auf dem Rücken rechts der beiden Seen. Foto: Fabian Lindner, POW DE

Es ist gemütlich und es fällt uns nicht leicht, hier wieder aufzubrechen, aber die Tour ist noch nicht ganz zu Ende: Zunächst folgen wir dem steilen Weg hinab in die Jägersruh Scharte, wo wir heute zum ersten Mal auf Wegweiser treffen. Über einige Kehren und Hangquerungen erreichen wir schließlich den Forstweg, der in den Soiernkessel hineinführt. Diesen überqueren wir und bringen den kurzen Gegenanstieg zur Hütte mit müden Beinen hinter uns. Was gibt es da schöneres, als den gelungenen Tag mit Freunden auf einer wirklich gemütlichen Hütte wie dem Oberen Soiernhaus mit seiner feinen Küche entspannt ausklingen zu lassen?

Tag 2: Soiernumrahmung und Abstieg nach Krün

Der nächste Tag startet mit dem üblichen “Guten Morgen – gut geschlafen?”, das in unserer vierköpfigen Gruppe heute nur von der Hälfte bejaht wird, damit aber wahrscheinlich einen guten Schnitt für Übernachtungen im Matratzenlager wiederspiegelt. Schnarcher*innen und nächtliche Toilettengänge sind neben der Gemütlichkeit von Berghütten eben auch Teil des Erlebnisses. Spätestens nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet sind aber auch die Schlechtschläfer unter uns wieder putzmunter und wir brechen gut gestärkt Richtung Soiernspitze auf.

Zunächst gehen wir Richtung Westen zum Soiernsee hinab, wenden uns dort nach links und passieren die Bergwacht Diensthütte. Zwischen den beiden Seen hindurch führt uns nun der Steig in immer karger werdendes Gelände hinauf. An einer Hangquerung kreuzen wir ein paar bröselige Erosionsrinnen, die etwas Trittsicherheit erfordern. Etwas weiter oben, knapp 200 Höhenmeter vor der Soiernscharte verschwindet das Grün vorerst vollständig und wir steigen steil und etwas mühsam (der volle Frühstücksbauch lässt grüßen) durch Schuttgelände hinauf. Doch die Mühe lohnt sich: In der Scharte angekommen ergibt sich plötzlich ein gigantischer Blick auf die Hochkarspitze und den Wörner.

Im Aufstieg zur Soiernscharte (rechts oben). Foto: Fabian Lindner, POW DE
Im Aufstieg zur Soiernscharte (rechts oben). Foto: Fabian Lindner, POW DE
Traumhafter Blick von der Soiernscharte auf Hochkarspitze und Wörner. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Traumhafter Blick von der Soiernscharte auf Hochkarspitze und Wörner. Foto: Fabian Lindner, POW DE

Wir genießen kurz die morgendliche Stimmung und steigen dann etwas unterhalb des Grates problemlos zur Soiernspitze hinauf, wo wir von ein paar Gämsen neugierig beobachtet werden. Auch auf dem Gipfel lässt es sich richtig gut verweilen: Unser Blick schweift von der Zugspitze im Westen über das direkt vorgelagerte Karwendel im Süden bis in die Tegernseer Berge im Osten – einfach traumhaft, das Panorama.

Kurz unterhalb der Soiernspitze beobachten uns Gämse. Foto: Sebastian Eichinger
Kurz unterhalb der Soiernspitze beobachten uns Gämse. Foto: Sebastian Eichinger
Im Abstieg beobachtet uns dann der Fotograf. Foto: Sebastian Eichinger
Im Abstieg beobachtet uns dann der Fotograf. Foto: Sebastian Eichinger

Im Abstieg wählen wir die Variante direkt am Grat entlang zurück in die Soiernscharte, lassen diese hinter uns liegen und steigen hinauf Richtung Reißende Lahnspitze. Am Punkt, wo diese in einer Rechtskurve umgangen wird, erreichen wir den Gipfel in wenigen Minuten über einen weglosen, aber mit Steinmandln angedeuteten Abstecher. Zurück auf dem markierten Weg, zieht der Steig sanft hinab entlang von wieder grüner werdenden Bergflanken. Im weiteren Wegverlauf umgehen wir linkerhand die Soiernschneid und den unscheinbaren Feldernkopf auf technisch einfachem Bergsteig, sodass sich das Panorama auf das Wettersteinmassiv auch in Bewegung bestaunen lässt.

Aussichtsreich geht es um Soiernschneid und Feldernkopf auf das Wettersteinmassiv zu. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Aussichtsreich geht es um Soiernschneid und Feldernkopf auf das Wettersteinmassiv zu. Foto: Fabian Lindner, POW DE

In der folgenden Senke zweigen wir rechts über den kleinen Felsaufschwung ab (kein Wegweiser) und steigen in etwas schrofigem Gelände zum Feldernkreuz und dem Übergang zur Schöttelkarspitze hinauf. Hier ändert sich das Gelände schlagartig: Felsig aber bröselig geht es wie an eine Mondlandschaft anmutend zunächst steil hinab und anschließend über einen Gegenanstieg zur Schöttelkarspitze hinauf. Passend zur Mittagszeit haben wir damit die Soiernumrahmung vollendet, was wir mit einer ausgiebigen Gipfelbrotzeit feiern und dabei den Ausblick in alle Himmelsrichtungen genießen – Genuss pur!

Bröselig geht es vom Feldernkreuz zur Schöttelkarspitze hinüber. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Bröselig geht es vom Feldernkreuz zur Schöttelkarspitze hinüber. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Weil’s so schön ist: Noch einmal der Blick in den Soiernkessel. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Weil’s so schön ist: Noch einmal der Blick in den Soiernkessel. Foto: Fabian Lindner, POW DE

Zurück zum Feldernkreuz geht es auf gleichem Weg, dann folgt der Abstieg in die Schafkehre. Hier wählen wir den Weg über den Seinskopf, der nochmals mit ein paar Kraxelstellen im Auf und Ab am Grat entlang führt. Alternativ kann man links abzweigen und den etwas tiefer liegenden sowie einfacheren Bergsteig wählen. Dort, wo die beiden Wege wieder aufeinandertreffen, kurz hinter dem Seinskopf, ist die Grattour endgültig vorbei und es geht hinab nach Krün.

Hier kann man sich entscheiden, ob man noch den Seinskopf mitnehmen will, der noch ein paar Kraxelstellen zu bieten hat. Fotos: Fabian Lindner, POW DE / Nico Zander

Zunächst steigen wir über einen aussichtsreichen Steig mit Blick ins Obere Isartal hinab, bis es in bewaldetes Gelände geht. An der Felsenhüttl Abzweigung gehen wir links und folgen den Schildern nach Krün hinab. Im unteren Bereich gibt es dabei einige Varianten, so kann man dort zum Beispiel auch durch die Hüttlebachklamm absteigen, die allerdings seit einem Murgang im August 2024 vorerst geschlossen ist (Stand September 2024). Auf der Brücke am Sägewerk geht es schließlich über die noch junge und türkise Isar nach Krün hinüber. Die Einladung zur Erfrischung lassen wir uns natürlich nicht entgehen und genießen das kühle Nass an den Kiesbänken. Über Soiern- und Schöttelkarspitzstraße erreichen wir dann die Bushaltestelle in der Ortsmitte, wo auch die ein oder andere Möglichkeit zum Einkehrschwung verlockt – ein idealer Ort zum Warten auf den nächsten (oder übernächsten) Bus.

Idealer Ort für eine Erfrischung am Ende der Tour: Wir sind an der Isar angekommen. Foto: Fabian Lindner, POW DE
Idealer Ort für eine Erfrischung am Ende der Tour: Wir sind an der Isar angekommen. Foto: Fabian Lindner, POW DE

Abreise

Von der Ortsmitte Krün je nach Uhrzeit mit Bus 9608 entweder nach Kochel oder Garmisch-Partenkirchen. Von beiden Bahnhöfen geht es mit der Werdenfelsbahn zurück nach München. In Garmisch-Partenkirchen besteht zudem Anschluss Richtung Innsbruck. Zwei Verbindungen pro Stunde, Dauer knappe zweieinhalb Stunden.

In der Werdenfelsbahn: Zu viert vergeht die Zeit im Zug noch schneller ;-) Foto: Fabian Lindner, POW DE
In der Werdenfelsbahn: Zu viert vergeht die Zeit im Zug noch schneller 😉 Foto: Fabian Lindner, POW DE

Fazit

Tolle, aussichtsreiche Überschreitung, in deren Genuss man nur mit den Öffis kommt. Am ersten Tag geht es sehr ruhig zu, da der Wegverlauf für Autofahrer*innen ungünstig ist. Man wandert entlang von mehreren Gipfeln ohne Abstiegsmöglichkeit bis zur Gumpenkarspitze und hat dabei immer die nördliche Karwendelkette im Blick. Die Route ist nicht beschildert und verlangt an einigen Stellen etwas Orientierungssinn sowie Trittsicherheit. Mit dem Oberen Soiernhaus wartet am Ende des Tages dann eine kleine, aber sehr gemütliche Hütte, bevor es am nächsten Tag noch aussichtsreicher auf der Soiernumrahmung entlang geht. Auch hier besteigt man mehrere Gipfel mit fantastischem Panorama. Dieser Teil der Tour ist gut beschildert, verlangt aber auch hier und dort Trittsicherheit. Insgesamt gute Öffi-Anbindung und Möglichkeit zur Einkehr am Start- und Endpunkt sowie auf dem Soiernhaus. Zudem gibt es Bademöglichkeiten in den beiden Soiernseen und am Ende der Tour in der Isar.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   2.600 HM   2.550 HM   29 km   GPX Track

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