Auf und Ab durchs Friedrich Gauermann-Land

Im Hintergrund der Schneeberg. Foto: Barbara Wanzenböck

Landschaftlich schöne Wanderung im Rücken der Hohen Wand, die mich von Grünbach am Schneeberg bis nach Waldegg im Piestingtal führt. Auf wenig begangenen Wegen erkunde ich die Möglichkeit, das idyllische Hinterland der Hohen Wand abseits der für meinen Geschmacke zu stark frequentierten Wanderwege zu durchqueren.

Start bei der Haltestelle „Grünbach Kohlenwerk“. Foto: Barbara Wanzenböck
Start bei der Haltestelle „Grünbach Kohlenwerk“. Foto: Barbara Wanzenböck

Ich starte an einem Wochentag in Wien Meidling und der CJX 9 und der R98 bringen mich ganz bequem nach Grünbach – die Ausblicke entlang der Strecke der Schneebergbahn stimmen mich dabei schon auf die Schönheit dieser Landschaft ein. Ich verlasse den Zug an der Haltestelle „Grünbach Kohlenwerk“, schlüpfe am westlichen Ende des Bahnsteigs rechts durch eine Hecke und folge dem kleinen Trampelpfad entlang der Häuser hinauf zur Straße. Dort halte ich mich links und biege bei der ersten Gelegenheit rechts auf eine Forststraße mit roter Markierung ab. Ihr folge ich und nach dem Bauernhof erreicht man schon einen Wiesensattel mit atemberaubend schönem Ausblick auf den Schneeberg.

Im Hintergrund der Schneeberg. Foto: Barbara Wanzenböck
Im Hintergrund der Schneeberg. Foto: Barbara Wanzenböck

Ich folge weiter der Forststraße und sie bringt mich sanft ansteigend auf den waldigen Sattel zwischen Hutberg und dem Gelände. Bei dem ziemlich versteckt im Wald liegenden Kreuz biege ich rechts ab auf den markierten Fußweg nach Lanzing.

Blütenpracht auf den Heuwiesen. Foto: Barbara Wanzenböck
Blütenpracht auf den Heuwiesen. Foto: Barbara Wanzenböck

Der Weg ist offenbar sehr wenig begangen aber doch noch so weit erkennbar, dass ich schon bald den Weiler Lanzing erreiche und auf einer kleinen Straße durchqueren kann. Am Waldrand zweigt ein Wanderweg (beschildert mit „Scheimhütte“) rechts ab, dem ich bis auf die nächste Anhöhe folge. Dort lädt mich eine Sitzbank vor dem Kreuz zu einer ersten Rast ein. Leider hat sich gerade die Sonne versteckt, aber das tut der ländlich romantischen Stimmung – Kuhglockengebimmel inklusive – keinen Abbruch.

Rastplatz über dem Weiler Lanzing. Foto: Barbara Wanzenböck
Rastplatz über dem Weiler Lanzing. Foto: Barbara Wanzenböck

Ab hier zweige ich vom markierten Weg Richtung Scheimhütte links ab und folge immer geradeaus der Forststraße, bis ich eine Futterwiese erreiche. Jetzt geht’s dem Waldrand entlang bis zum Bauernhof Rastberger.

Blick vom Rastbergerhof Richtung Süden. Foto: Barbara Wanzenböck
Blick vom Rastbergerhof Richtung Süden. Foto: Barbara Wanzenböck

Hier treffe ich wieder auf ein Straßerl dem ich folge, bis laut meiner Wanderkarten-App ein Weg links von der Straße abzweigen soll. Ich finde den Einstieg allerdings nicht und gehe daher einfach am Waldrand entlang, bis ich wieder auf die Straße treffe. Hier entdecke ich dann doch noch den Einstieg zum markierten Wegerl, das allerdings so wenig begangen und zugewachsen ist, dass ich bald rechts auf den Forstweg ausweiche und mir dann selbstständig einen gangbaren Weg durch den Wald zum Weiler Grandhäusl suche. Ein Hoch auf die Kartenapps mit GPS, die mir jederzeit die Orientierung im Gelände ermöglichen! Sobald ich wieder auf die Straße treffe, wird’s wieder einfacher. Ich folge ihr, bis kurz vor dem nächsten Weiler ein Feldweg rechts Richtung Scheuchenstein abzweigt.

Feldweg Richtung Scheuchenstein. Foto: Barbara Wanzenböck
Feldweg Richtung Scheuchenstein. Foto: Barbara Wanzenböck

Annähernd eben geht’s jetzt durch eine idyllische bäuerlich geprägte Landschaft mit tollem Ausblick Richtung Norden. Die Gauermann-Eiche am Wegrand erinnert daran, dass der Biedermeiermaler Friedrich Gauermann hier geboren wurde. Angesichts der Schönheit der Gegend wundert es nicht, dass er mit den Bildern ländlich-bäuerlicher Szenen berühmt wurde. Der Feldweg endet im Ort Scheuchenstein, wo es auch ein Gauermann-Museum gibt, das aber ebenso wie der Kirchenwirt Perger nur am Wochenende geöffnet hat.

Klamm am Fuß der Ruine Scheuchenstein. Foto: Barbara Wanzenböck
Klamm am Fuß der Ruine Scheuchenstein. Foto: Barbara Wanzenböck

Im Ortszentrum biege ich rechts und dann gleich wieder links auf einen Weg ab, der in Richtung der Klamm am Fuß der Ruine Scheuchenstein führt. Das verblasste Schild, das darauf hinweist, dass die Klamm wegen Steinschlaggefahr gesperrt ist, ignoriere ich und tatsächlich gibt es beim Einstieg in die Klamm keine weiteren Hinweise auf eine Sperre, allerdings muss ich über eine große Fichte klettern, die gefällt wurde und direkt am Weg liegengelassen wurde. Ein wenig später passiere ich auch die Stelle des Steinschlags, er blockiert aber nicht den Weg. Die Klamm ist zwar nur klein, aber irgendwie doch wildromantisch und ich bin froh, dass ich den (Über)mut aufgebracht habe, sie trotz der Warnhinweise zu begehen.

Hinter dem Felsen versteckt sich wohl die Ruine Scheuchenstein. Foto: Barbara Wanzenbök
Hinter dem Felsen versteckt sich wohl die Ruine Scheuchenstein. Foto: Barbara Wanzenbök

Wenn man auf Nummer sicher gehen will, kann man die Klamm aber auch umgehen, indem man auf dem Straßerl weitergeht. Dann kommt man auch am Zustieg zur Ruine Scheuchenstein vorbei, die man am Weg durch die Klamm leider nicht zu Gesicht bekommt. Kurz nach der Klamm mündet der Weg auf einen asphaltierten Güterweg, wo ich dem Schild „Panoramaweg“ folge. Der Weg, der offenbar wenig bis gar nicht begangen ist, zweigt wenig später links vom Güterweg ab und führt eine wunderschöne große Wiese hinauf zu einem alten Bauernhof, wo er wieder auf den Güterweg mündet. Zum Glück wurde die Wiese schon gemäht und ich folge einfach der Traktorspur und entdecke erst später, dass ich eigentlich ein bisschen vom Weg abgekommen bin.

Der Panoramaweg ist nicht mehr zu erkennen. Foto: Barbara Wanzenböck
Der Panoramaweg ist nicht mehr zu erkennen. Foto: Barbara Wanzenböck

Am Güterweg halte ich mich links und bei der nächsten Kreuzung gleich wieder rechts und befinde mich jetzt auf dem Dürnbacher Höhenweg, der ab diesem Zeitpunkt immer am Waldrand entlang und leicht bergab führt.

Rastplatz bei der Wegkreuzung am Dürnbacher Höhenweg. Foto: Barbara Wanzenböck
Rastplatz bei der Wegkreuzung am Dürnbacher Höhenweg. Foto: Barbara Wanzenböck

Immer wieder bieten sich wunderbare Ausblicke in Richtung Nordwesten, bevor man den Einstieg zur Kleinen Klause kreuzt und ab diesem Zeitpunkt führt Weg bergab durch den Wald.

Dürnbacher Höhenweg. Foto: Barbara Wanzenböck
Dürnbacher Höhenweg. Foto: Barbara Wanzenböck

Kurz nachdem man an ein paar Häusern vorbeigekommen ist und rechts der Stanglsteinweg abzweigt, biege ich links auf einen kleinen Weg ab, der steil nach unten bis zur Straße im Tal führt. Der Straße folge ich rechts, bis nach ca. 300m der Weg zum Dürnbacher Wasserfall abzweigt. Dieses „Wasserfällchen“ ist das letzte Highlight auf dieser Strecke und durchaus sehenswert. Außerdem bietet es mir wieder die Möglichkeit zu einem Kneippbad für meine schon ein bisschen müden Füße.

Dürnbacher Wasserfall. Foto: Barbara Wanzenböck
Dürnbacher Wasserfall. Foto: Barbara Wanzenböck

Die restlichen zwei Kilometer bis zum Bahnhof führen leider nur noch über die Straße, die aber zumindest großteils im Schatten liegt und immer leicht bergab führt. Nach einer knappen halben Stunde zweige ich nach dem Friedhof links ab und lande direkt bei der Haltestelle Waldegg-Dürnbach.  Ich habe Glück, dass der Zug, der nur stündlich fährt, bald kommt, denn eine Einkehrmöglichkeit, um die Wartezeit zu überbrücken, gibt es hier leider nicht.

Haltestelle Waldegg-Dürnbach. Foto: Marica Steiner
Haltestelle Waldegg-Dürnbach. Foto: Marica Steiner

Fazit

Eine landschaftlich sehr schöne und abwechslungsreiche Streckenwanderung mit einer Einkehrmöglichkeit (nur am Wochenende!) auf halber Strecke. Neben der kleinen Klamm und dem kleinen Wasserfall gibt es allerdings wenig Spektakuläres an der Strecke. Wenn man aber – wie ich – eher die Ruhe und Einsamkeit sucht, des Karten- oder Tracklesens mächtig ist und auch kein Problem damit hat, einmal vom markierten Weg abzuweichen, kann ich die Tour sehr empfehlen. Als einziges Manko sehe ich an, dass man doch einige Strecken auf asphaltierten Straßen unterwegs ist, was ich sonst gerne vermeide. Ich war mit mehreren kleinen Pausen ca. 5 Stunden unterwegs und die stündlichen Bahnverbindungen an beiden Streckenenden machen die An- und Abreise sehr unkompliziert.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   5:00 Std Wandern   450 HM   725 HM   15 km   GPX Track

Ein Kommentar

  1. Ich habe heute die Tour „Auf und ab durchs Friedrich Gauermann Land“ gemacht. Hier meine Anmerkungen dazu: Den Hinweis die Klamm nicht zu betreten habe ich auch ignoriert, weil die Wegbeschreibung ok war und tatsächlich konnte die Klamm heute, bei trockenem, sonnigen Wetter, gut begangen werden. Ich würde jedoch dringend bei Wind und/oder Regen davon abraten da sich Felsen oberhalb des Weges lösen könnten. Der Wasserfall am Schluss der Tour ist ebenfalls gesperrt (mit rotem Absperrband und Schild!). Das habe ich nicht ignoriert, sondern bin auf der Straße geblieben. Das zieht sich dann ziemlich. Das letzte Stück ist wochentags außerdem nicht ungefährlich zu begehen da es teilweise nur ein sehr schmales Bankett gibt und große Laster zum Kieswerk zu- und abfahren, und das mit ziemlicher Geschwindigkeit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert