Die Chiemgauer Alpen zeigen sich vielerorts recht sanft und erreichen gerademal Höhen von etwa 1.700 Meter. Trotzdem sind schöne und durchaus alpine Touren möglich, wie auch die hier beschriebene Überschreitung des Zwiesels. Der Zwiesel stellt nach dem Hochstaufen die zweithöchste Erhebung des Staufenmassivs im äußersten östlichen Chiemgau dar. Der markante Bergriegel fällt bei der Fahrt von München Richtung Salzburg deutlich ins Auge. Hier wird die „kleine“ Überschreitung des westlichen Teilmassivs beschrieben. Dieses ist durch eine tiefe Scharte vom östlichen Teil mit dem Hochstaufen getrennt. Der ambitionierte Wanderer kann die beschriebene Tour jederzeit zur kompletten Überschreitung erweitern. Möglicherweise ist dann eine Übernachtung im Reichenhaller Haus knapp unterhalb des Hochstaufengipfels ratsam.
Verbindungen mit Bahn und Bus von München
Wir empfehlen von München diese Verbindungen für die Hin- und Rückfahrten zur Tour:
mit Bus 2 – Bad Reichenhall Innsbrucker- Liebigstraß > Bad Reichenhall Innsbrucker-/Liebigstraße mit Bus 260 – Salzburg Hauptbahnhof mit Zug RJX 66 – München Hauptbahnhof
mit Bus 2 – Bad Reichenhall Innsbrucker- Liebigstraß > Bad Reichenhall Innsbrucker-/Liebigstraße mit Bus 260 – Salzburg Hauptbahnhof mit Zug 90 – nach Hause
Zunächst fährt man mit der Bahn nach Traunstein. Hier verkehrt stündlich die BRB (RE5) von und nach München und Salzburg; auch Züge des Fernverkehrs halten hier regelmäßig. Ab Traunstein besteht eine regelmäßige Busverbindung (RVO 9526 Richtung Bad Reichenhall) über Inzell nach Weißbach an der Alpenstraße; nicht zu verwechseln mit dem nicht allzu weit entfernten Weißbach bei Lofer im benachbarten Salzburger Land.
Auf den Gamsknogel
In unmittelbarer Nähe der Bushaltestelle kann bereits die Bundesstraße verlassen werden. Schon bald lässt man die Häuser von Weißbach hinter sich und erreicht schnell einen links von der Straße abzweigenden Forstweg. Dieser zieht sich ansteigend am Hang entlang und schon bald wird ein Aussichtspunkt mit überdachter Bank erreicht.
Links: Start der Tour in Weißbach. Rechts: Aussichtspunkt im Anstieg – im Hintergrund das Ristfeuchthorn. Fotos: Nikolaus Vogl
Ab hier folgt man der Beschilderung Kohleralm – schnell erreicht man eine nicht beschilderte Abzweigung, hier sollte man unbedingt den unteren, rechtsseitigen Weg wählen. Zeitweise folgt der Weg einem Bachlauf, überquert einen breiten Wirtschaftsweg und zieht sich teils relativ steil bergan. Kurz vor Erreichen der Kohleralm flacht der Weg ab und passiert die Almwiesen.
Links: Kurz vor der Kohleralm. Rechts: Blick von der Kohleralm in die Berchtesgadener Alpen. Fotos: Nikolaus VoglKohlerlam mit Watzmann und Hochkalter. Foto: Nikolaus Vogl
Nun ist es nicht mehr sehr weit zum ersten bereits sichtbaren Gipfel des Gamsknogel, dessen latschenbewachsene Westflanke noch überwunden werden muss. Vom Gipfel bietet sich eine hervorragende Rundumsicht. Besonders beeindruckend ist der Blick auf die nahen Berchtesgadener Alpen mit Watzmann, Hochkalter und dem Steinernen Meer. Nicht minder bewundernswert ist die Sicht hinaus ins flachere Land mit den vielen Seen und Flüssen des Alpenvorlands.
Links: Gipfel Richtung Norden mit Inzell. Rechts: Gipfel Richtung Osten – im Bild rechts der Zwiesel. Fotos: Nikolaus VoglGipfel Richtung Süden. Foto: Nikolaus Vogl
Übergang zum Zwiesel
Der beschilderte und gute, aber mittelschwere Steig in Richtung Zwiesel startet direkt am Gipfel des Gamsknogel nach Osten, führt über den Grat zu einer Senke und dann wieder bergauf zum Zwiesel. Beim Abstieg und beim anschließenden Wiederaufstieg sind einige Stellen mit Stahlseil abgesichert. Die Aussicht vom Gipfel des Zwiesel steht jener vom Gamsknogel in nichts nach.
Anmerkung des Autors: Die beschriebene Tour musste ich am Gamsknogel abbrechen und „untenrum“ zum Listsee und nach Reichenhall gehen. Der Übergang zum Zwiesel erschien mir aufgrund einer überraschend großen Schneemenge und fehlender Spuren als zu riskant. Da ich die Tour vor einigen Jahren bei sommerlichen Bedingungen jedoch schon einmal gegangen bin, habe ich mich dafür entschieden, hier die komplette Überschreitung zu beschreiben.
Abstieg über die Zwieselalm nach Bad Reichenhall
Bevor man sich an den Abstieg macht, kann man hier noch den nahe gelegenen Gipfel des Zenokopfs (weithin sichtbar) mitnehmen. Von diesem (Neben-)Gipfel folgt man dem teilweise steilen Steig zur Zwieselalm (Kaiser-Wilhelm-Haus). Von dieser folgt man der Wegweisung Richtung Jochberg/Bad Reichenhall und wählt an den zahlreichen Verzweigungen stets die Richtung Listsee/Nonn/Reichenhall. Der anfänglich breite Steig geht später über in eine Forststraße, passiert schließlich den idyllisch gelegenen Listsee und führt über den Ortsteil Nonn, einer Nebenstraße folgend, ins quirlige Bad Reichenhall. Nach der Durchquerung der Saalachauen ist bereits das Stadtzentrum erreicht, der Bahnhof liegt kurz nördlich des Zentrums.
Links: Abstieg bei Nonn – Sicht aufs Lattengebirge. Rechts: Die Saalach. Fotos: Nikolaus Vogl
Von Bad Reichenhall fahren Züge der BLB (S3/S4 Salzburg) in engem Takt nach Freilassing (Anschluss Richtung München RE5) bzw. auch direkt zum Salzburger Hauptbahnhof.
Tourdaten
Die Route in Zahlen: 8:00 Std Wandern 1.300 HM 1.400 HM 18 km GPX Track
erreichte Gipfel: Gamsknogel (1.750 Meter), Zwiesel, Zenokopf (1.756 Meter)
Verpflegung unterwegs: Kohleralm (zur Almsaison), Zwieselalm (Öffnungszeiten vorab klären!), zahlreiche Cafes und Wirtshäuser am Zielort Bad Reichenhallbeste Jahreszeit: April-November (Schneelage beachten)
Nikolaus Vogl, Jahrgang 1977, ist gebürtiger Münchner. Nach seinem Lehramtsstudium für Mathematik und Physik arbeitet er seit 15 Jahren als Gymnasiallehrer im oberbayerischen Prien am Chiemsee und lebt mit seiner Frau und drei Kindern im nahen Bad Endorf im Chiemgau. In der Freizeit ist er häufig mit Mountainbike oder zu Fuß (im Winter auch mit den Tourenski) in den Chiemgauer Bergen aber auch gerne im benachbarten Tirol und Salzburger Land unterwegs. Am liebsten organisiert er die Anreise in die Berge mit den Öffis.