Rund um Berchtesgaden und den Königsee gibt es viele schöne Hütten und Almen, die sich gut zu Mehrtageswanderungen kombinieren lassen. Ich habe mich nach einer Tagestour auf den Grünstein zu einer Zwei-Tages-Wanderung mit Übernachtung im Carl-von-Stahl-Haus entschlossen. Sollte dort ausgebucht sein, kann man genauso im Schneibsteinhaus übernachten, das nur wenige Minuten vom Stahlhaus entfernt ist.
Schwierigkeit: Die Tour ist einfach bis mittelschwer (SAC T2 mit vielen Stellen T1), es gibt keine absturzgefährdeten Stellen.
Tag 1: Über den Jenner zum Stahlhaus
Von der Jennerbahn-Mittelstation zum Jenner
Um etwas Höhenmeter zu sparen und vor allem auch, um die Hitze etwas abzumildern, bin ich mit der Jennerbahn bis zur Mittelstation gefahren. Die Fahrt kostet 19 € pro Person. Ein kleiner Tipp noch: wer ein paar Sachen nicht den Berg hochtragen möchte, es gibt hier Schließfächer für 2 € (soweit ich das gesehen habe ohne wirkliche Zeitbegrenzung, auf der Webseite steht auch nur „pro Schließung“).
Variante: Alternativ kann man mit dem ÖPNV auch zur Haltestelle Hinterbrand (Schönau a. Königssee) fahren. Von dort sind es dann ungefähr 2 km bei 160 hm zur Mittelstation während man von der Talstation 560 hm geht.
Egal wie man sich entscheidet, von der Mittelstation geht man leicht links, unterhalb des Dr.-Hugo-Beck-Hauses den Forstweg entlang und passiert bald den Eingang zum Nationalpark Berchtesgaden.
Bei der Wasserfallalm biegt man links den Berg hoch. Am besten schaut man sich den Weg tatsächlich auf der Karte genauer an oder benutzt unterwegs eine GPS-App oder -Uhr. Letztlich kann man auch einfach den Schildern Richtung Jenner folgen, halt mit dem Risiko, dass man einen kürzeren oder längeren Weg nimmt.
Oben am Jenner ist es dann vorbei mit der Ruhe. Viele fahren nur die Seilbahn hoch, essen etwas und laufen zum Aussichtspunkt und fahren dann wieder nach unten. Glücklicherweise war es dann auch die einzige Stelle der Tour die ich als überlaufen empfunden habe. Es ist zwar durchaus was los an diesem schönen Sommertag, fand es aber bis auf den Jenner nicht als zuviel und es war noch in den bayerischen Schulferien. Sonntag sollte man aber vielleicht tatsächlich vermeiden.
Die Aussicht ist es dann aber auch wert, diesen stark frequentierten Teil mitzunehmen:
Am Jenner-Gipfel (1874 m) befinden sich mehrere Sendeanlagen: zum einen sog. Pseudoliten in der GALILEO Test- und Entwicklungsumgebung (GATE) des europäischen Satellitennavigationssystemes Galileo zur Simulation von Navigationssatelliten, zum anderen der Sender Jenner des Bayerischen Rundfunks für den DAB-Rundfunk. Früher wurde auch das analoge Fernsehprogramm verbreitet.
Vom Jenner zum Stahlhaus
Nachdem man sich am Jenner umgesehen hat und vielleicht auch dort eingekehrt ist, geht man den gleichen Weg kurz zurück bevor man dann auf der anderen Seite – also von der Seilbahn kommend rechts – den Berg runterläuft. Man kann jetzt einfach der Beschilderung folgen.
Während man das Schneibsteinhaus früher sieht, steht das Carl-von-Stahl-Haus etwas „hinter“ dem Berg, man sieht es eigentlich erst, wenn man fast dort ist.
Was sofort auffällt sind die Grenzsteine auf dem Weg davor: das Stahlhaus steht nämlich genau hinter der Grenze auf österreichischem Staatsgebiet. Bis zur Einführung des Euro hatte man hier zwei Kassen: eine in D-Mark, eine weitere in Schilling. Als jemand, der zwar die D-Mark als Jugendlicher noch kannte aber sein ganzes Berufsleben in Euro verbracht hat, kann ich mir das gar nicht mehr wirklich vorstellen im deutsch-österreichischen Grenzgebiet in zwei Währungen denken zu müssen.
Mehr zur Geschichte, die auch Grenzschließungen und die unrühmliche Zeit des Nationalsozialismus beinhaltet, erfährt man an Infotafeln in der Hütte, auf der Webseite sowie auf Wikipedia. Das Haus befindet sich aktuell im Eigentum der ÖAV-Sektion Salzburg.
Ich komme gegen 15 Uhr an der Hütte an und genehmige mir erstmal ein Getränk und ein Stück Kuchen, bevor ich einchecke. Anschließend erkunde ich noch die Umgebung. Für einen Gipfel reichen Zeit und Energie allerdings nicht mehr.
Das besondere an Übernachtungen am Berg ist finde ich die Ruhe am Abend draußen und der weitgehend von Lichtverschmutzungen freie Himmel. Das gute Essen ist auch immer was besonderes und besonders freue ich mich, wenn die Hütte eine warme Dusche anbietet, was hier auf dem Stahlhaus gegen einen Aufpreis von 5 € möglich ist.
Tag 2: Vom Stahlhaus zum Königsee
Zum Dr.-Hugo-Beck-Haus über das Königstal
Vorteil am Spätsommer ist ja, dass man den Sonnenaufgang erlebt, ohne besonders früh aufstehen zu müssen.
Nach dem Frühstück geht es auch schon los wieder zurück, diesmal in Richtung Schneibsteinhaus, das etwas kleiner als das Stahlhaus ist. Ich gehe allerdings nicht den beschilderten Forstweg sondern eine nicht markierte aber gut erkennbare (und auf Karten eingezeichnete) Variante über das Königstal. Diese beginnt hinter dem Schneibsteinhaus und hat den Vorteil, dass es einfach schöner weil abwechslungsreicher zu gehen ist als der Forstweg. Außerdem hat man weitgehend seine Ruhe.
Nach dem Königsberg hatte ich erstmal Mühe, den Weg zu finden. Wenn man aber die eine Stelle überwunden hat wird es aber wieder klar. Notfalls hilft auch GPS wieder weiter.
Schließlich gibt es eine Weggabelung an der man rechts dem sog. Königsweg folgt und in Richtung Mittelstation der Jennerbahn läuft.
Davor gibt es aber noch einen Abzweig zum Dr.-Hugo-Beck-Haus, wo ich zum Mittagessen abbiege. Ich kann es sehr empfehlen.
Nun ist es nur noch einen Katzensprung zur Mittelstation.
Abstieg zum Königssee
Diesmal geht es nicht mit der Seilbahn sondern zu Fuß zum Königssee. Der Weg ist aber größtenteils unspektakulär und führt durch den Wald. Man wird von vielen Mountainbikern „überholt“. Einen Blick zum Königssee kann man durch die Bäume aber noch erhaschen.
Ganz am Ende quert man die Jennerbahn und läuft durch eine Siedlung bevor man dann letztendlich die Talstation mit der Bushaltestelle erreicht. Gegenüber gibt es auch eine Bäckerei die leckeren Eiskaffee anbietet, bei der Hitze genau das richtige.