Von Ohlstadt zum Walchensee: Aussichtsreiche Überschreitung der beiden Voralpenklassiker
Diese Panoramatour führt von Ohlstadt über die Voralpenklassiker Heimgarten und Herzogstand zum Walchensee. Das Highlight der Tour bildet der Verbindungsgrat zwischen den beiden Gipfeln, der einerseits herrliche Ausblicke auf den Kochelsee und das Flachland, andererseits auf den Walchensee und das Hochgebirge bietet. Etwas Trittsicherheit und Kondition ist dabei nötig, wirklich schwierig ist die Tour aber nicht. Aufgrund der guten Erreichbarkeit und der Seilbahn am Herzogstand oft sehr stark frequentiert.
Von München kommend mit der Werdenfelsbahn in etwa einer Stunde zum Tourstart nach Ohlstadt. Ohne Umstieg und damit ohne Gefahr, einen Anschluss zu verpassen — einfacher geht es kaum.
Gute Anbindung auch von Innsbruck mit Umstieg in Garmisch-Partenkirchen.
Aufstieg zum Heimgarten
Es ist unter der Woche und bestes Wanderwetter. Ideale Voraussetzungen also, dem Wochenendansturm am teils überlaufenen Voralpen Bergduo Heimgarten-Herzogstand zu entgehen und die Tour in Ruhe zu genießen. Ich nehme mir einen halben Tag frei, steige gegen Mittag in den Zug und freue mich über die Auszeit vom Alltag.
In Ohlstadt angekommen, gehe ich vom Bahnsteig direkt in die Loisachtalstraße, die mich zur Hauptstraße führt. Diese überquere ich und folge nun dem Fußweg an der Kaltwasserlaine leicht ansteigend bis zum Wanderparkplatz hinauf.

Den Normalweg auf den Heimgarten kenne ich bereits, deswegen will ich heute den kleinen, etwas versteckten Steig an der Kaltwasserlaine entlang nehmen. Dazu folge ich den Schildern zu den Kaltwasserfällen und wandere durch die Klamm: Ein Wasserfall mit Gumpe hier, ein großer Felsbrocken dort – wildromantisch geht es hier herrlich hinauf.

Nach der letzten Brücke an den Wasserfällen heißt es dann Obacht geben, damit man nicht auf dem Forstweg landet: In einer Linkskehre zweigt rechts ein kleiner Pfad ab, der dem Bach folgt. Hast du die Abzweigung gefunden, ist die Wegfindung entlang der Kaltwasserlaine einfach. Das großartige Naturerlebnis wird dabei nur kurzzeitig von einer Kraftwerksanlage gestört.



An der Kaltwasserlaine lässt es sich herrlich erfrischen und Pause machen. Fotos: Fabian Lindner, POW DE
Auf einer Höhe von etwa 1200 Metern lichtet sich der Bergwald, dort treffe ich auf den Normalweg, der das eher trockene Bachbett quert und mich an dessen rechten Seite hinauf zur Bärenfleckhütte führt (alternativ kann man an der Lichtung den Aufstieg über die Kaseralm wählen). Oberhalb der DAV Selbstversorgerhütte zieht der Steig in zahlreichen Kehren auf den Bergrücken, der den Rauheck Gipfel mit dem Heimgarten verbindet. War bisher “nur“ das Voralpenland zu sehen, ergibt sich hier plötzlich ein tolles Panorama auf Karwendel und Wettersteinmassiv. Begeistert vom Ausblick folge ich dem Rücken auf einem Weg hinauf, der mich allerdings wieder etwas ernüchtert: Es geht teilweise über Beton und Stahl. Kurz bereue ich, dass ich nicht den etwas längeren Aufstieg über die Kaseralm gewählt habe, den ich vor ein paar Jahren schon einmal gemacht und deutlich schöner in Erinnerung habe.

Aber egal, weit ist es nicht mehr und ich erreiche kurze Zeit später den Heimgarten direkt über den Nordgrat, ohne die gleichnamige Hütte zu passieren. Mehrmals war ich bereits hier oben, sowohl im Winter wie im Sommer, aber so ruhig hatte ich es noch nie: Mit nur einer anderen Person muss ich den Gipfel heute teilen. Mein Plan ist aufgegangen, herrlich.

Auf dem Verbindungsgrat zum Herzogstand
Der weitere Weg ist bereits bestens sichtbar und folgt dem Grat hinüber zum Herzogstand. Zunächst geht es relativ steil die Heimgarten Westflanke hinab, dann folgt der grandiose Voralpen Gratabschnitt in leichtem auf und ab: Links der Kochelsee und die Ebene, rechts der Walchensee und das Karwendelgebirge. Wirklich schwierig wird es hier nie, sodass man die tolle Szenerie ausgiebig genießen kann. Nur an ein paar Stellen wird es kurz eng und etwas ausgesetzt, Drahtseile erleichtern hier aber den Übergang. Hat man diese Abschnitte gemeistert, zieht der Bergsteig zuletzt steil hinauf zum Herzogstand mit seinem Gipfelpavillon, wo ich die inzwischen angebrochene Abendstimmung wieder fast alleine genießen darf.


Abstieg
Nach einer kleinen Stärkung nehme ich nun den deutlich touristischeren und breit ausgebauten Wanderweg zum Berggasthaus Herzogstand hinab, der auch zur Seilbahn Bergstation führt. Allerspätestens hier geht es normalerweise recht trubelig zu, doch da die Herzogstandbahn bereits Feierabend hat, ist es heute relativ ruhig. Das Berggasthaus lasse ich heute rechts liegen und nehme den Durchschlupf durch den Holzzaun direkt dahinter. Hier führt nun ein schön angelegter und wieder schmalerer Bergsteig durch den Wald hinab zur Seilbahn Talstation. Immer wieder ergeben sich dabei traumhafte Ausblicke auf den Walchensee und die markante Soiernspitze, die hier besonders heraussticht.

Langweilig wird mir angesichts der malerischen Szenerie hier jedenfalls nicht und schließlich bringt mich der Steig auf den Parkplatz der Seilbahn, wo auch die Bushaltestelle liegt. Zum Walchensee mit Badegelände ist es von hier nur ein Katzensprung – diese Gelegenheit lasse ich mir nicht nehmen und gönne mir noch einen Sprung ins kühle Nass, was kaum irgendwo so schön ist wie hier, erst recht, wenn es so ruhig ist wie heute. Im Anschluss bringt mich der Bus nach Kochel, wo ich am Bahnhof vor der Heimfahrt nach München noch auf ein feines Abendessen im Tiny Soul Café einkehre und entspannt die Tour Revue passieren lasse. Ein rundum gelungener Donnerstag.



Der Bus bringt mich zum Abendessen nach Kochel, die Nachspeise gibt es im Zug. Fotos: Fabian Lindner, POW DE
Abreise
Von der Haltestelle Walchensee Herzogstandbahn mit dem Bus (Linie 9608) nach Kochel. Von dort fährt die Werdenfelsbahn zurück nach München. Dauer insgesamt knapp zwei Stunden.
Gute Anbindung auch nach Innsbruck mit Umstieg in Garmisch-Partenkirchen.
Variante
Eine landschaftlich schöne und ruhigere, dafür etwas längere Variante ist der Aufstieg zum Heimgarten über die Kaseralm anstatt über die Bärenfleckhütte. Dazu folgt man dort, wo der Weg an der Kaltwasserlaine auf den Normalweg trifft, letzterem ein Stück zurück und trifft kurze Zeit später auf Schilder, die den Weg zur Kaseralm weisen.
Fazit
Insgesamt sehr vielseitige und abwechslungsreiche Tour, die aber schon etwas Kondition abverlangt. Der hier beschriebene Aufstieg an der Kaltwasserlaine ist dabei eine wirklich lohnende, ruhigere Alternative zum Normalweg und führt durch reizvolle Landschaft. Bei Nässe und nach Regen kann es dort aber auch mal etwas matschig und rutschig werden.
Weiter oben zählen Heimgarten, Herzogstand und der Verbindungsgrat zwischen ihnen wegen der grandiosen Aussicht zu Recht zu den beliebtesten Zielen der Bayerischen Voralpen. Die Seilbahn am Herzogstand tut ihr übriges bei, sodass es oft trubelig zugeht. Es lohnt sich also, die Tour zu „Randzeiten“ bzw. unter der Woche zu unternehmen.
Da die Tour am malerischen Walchensee endet, empfiehlt es sich zudem, noch etwas Zeit für eine Abkühlung einzuplanen. Kaum irgendwo anders ist das Wasser derart schön und erfrischend!