Wer im Gasteinertal zum Graukogel blickt, dem fällt rechts neben dem Graukogel, durch das Tal des Palfner Bachs getrennt, ein ähnliches Bergmassiv auf: der Hohe Stuhl mit dem Feuersang (Titelbild: links der markante Graukogel – rechts des Radspiegels: Hoher Stuhl und Feuersang). Die offizielle MTB-Strecke auf der Forst- und Almstraße, die man bis 2.100 Meter (!) hinauffahren kann, rückt diesen, im Vergleich zu seinem gut erschlossenen Nachbarn, entrückten Gipfel in greifbare Nähe. Gute Hinweise finden sich unter https://gastein-im-bild.info/gwbfeuer.html. Ich füge meine Erfahrung von Anfang Oktober 2025 hinzu.
Steckbrief
| Radstrecke von Lend | Radstrecke von Bad Gastein | Wanderung |
| 71 km, 1.500 hm | 20 km, 1.000 hm | 3 km, 350 hm |
Bitte beachten: Fahrradstellplätze in Zügen sind begrenzt und im Fernverkehr reservierungspflichtig!
Fast ein ganzer Tag frei; zehn Stunden Sonne prognostiziert: Das reicht, um motiviert zu sein, im Gasteinertal einen weißen Fleck (ich habe die Schneelage unterschätzt) zu erkunden. Gegen 6:30 Uhr ist die S3 vom Salzburger HBF schon gut gefüllt, mit Schülern und Schülerinnen. Ein Zugbegleiter und eine Zugbegleiterin werden von einer erfahrenen Kollegin eingeschult.
In Lend verlasse ich kurz vor 8 Uhr pünktlich meinen Zug. Nun geht der E-Motor meines Bikes an die Arbeit… Unter den Straßenbrücken finde ich die etwas versteckte Abzweigung Richtung Dorfgastein.

Es geht hinauf zum Tunnel ins Gasteinertal. Die darin wütenden Dezibel kommen mir wie der Vorhof zur Hölle vor. Schade, dass es keine Ausweichroute auf der alten Strecke durch die enge Schlucht gibt.
Der Tauernradweg hat schöne Abschnitt, etwa von Dorfgastein nach Bad Hofgastein; auch die Etappen, die entlang der Gasteiner Ache geführt werden, sind schön und die Route ist gut beschildert. Allerdings: es ist heute bitterkalt. Trotz dicker Handschuhe friert mich in den Fingern.

Das städtische Ambiente und die Kulisse von Bad Gastein sind immer aufs Neue beeindruckend.

Nun gilt es, den Einstieg in die Patschgalm-MTB-Strecke zu finden: Am Waggerl-Geburtshaus vorbei und dann darf man sich nicht verleiten lassen, den Eingang ins Palfner Tal schon durch das Seniorenheim zu suchen. Man fährt noch gerade vor – und schon schaffen die kleinen roten Schilder Klarheit.
Die Schotterstraße ist natürlich nicht für Räder gebaut worden, sondern nur für Räder freigegeben und für Forstarbeiten und Jagd genutzt. Dennoch ist sie im Großen und Ganzen gut/sehr gut zu fahren.

Der Westhang liegt noch im Schatten, es bleibt kalt; ein Pickup, der Fahrer trägt einen Hut mit Gamsbart, kommt mir in der noch morgendlichen Stimmung entgegen: freundliche Grüße mit Handzeichen. Unglaublich lang ist diese Auffahrt durch schönen Hochwald. Die Abzweigung zur Patschgstuhlalm bemerke ich gar nicht. Vielmehr fallen mir im Wald meterhohe, wunderschön gefügte Stützmauern auf, die mir in ähnlicher Qualität dann auch Richtung Gipfel begegnen werden: meine Vermutung: Zur Zeit des Baus der Tauernbahn wurden hier prachtvolle Lawinenschutzbauten von Könnern ihres Handwerks errichtet.
Endlich komme ich aus dem Wald in die sonnige Almregion, fahre noch am „Eisenbahnerhaus“ vorbei und stelle das Rad am Scheitel der Straße unter Lawinenverbauungen ab. (Keinerlei Hinweis, dass ich das Rad schon früher hätte zurücklassen sollen. Von Lend 2:15; von Gastein ca. 1 Stunde.) Hier gibt es auch gleich Steigspuren und hie und da einen verblassenden roten Punkt.

Unter und zwischen den verschiedenen Generationen an Lawinenschutzbauten führt der Steig empor, verschwindet zeitweise im Neuschnee und leitet zum Hohen Stuhl, einem Aussichtsbalkon, der seinesgleichen sucht!

Der Grat zum Feuersang (2.468 Meter) ist verschneit, nach einigen Metern wird es mir zu haarig.

Ich steige zur breiten Trasse der Lawinenverbauung ab und entdecke, dass der Steig ohnehin hier verläuft, der nun ohne größere Schwierigkeiten über verschneite Wiesenhänge zum Gipfelkreuz leitet. Auf den Grat zum etwas höheren Ost-Gipfel verzichte ich (vernünftigerweise).
Welch herrliche Aussicht auf so gute, alte Bekannte im bezaubernden Weiß!

Zum längeren Rasten ist es zu kalt.
Vorsichtig absteigen, und dann genieße ich auf windgeschützter Sonnenbank an der warmen Wand des „Eisenbahnerhauses“ mein Mittagessen samt dazugehörigem Schläfchen.

Die Abfahrt erfordert gut trainierte Fingerkraft fürs Bremsen.

Da steht ein fetter SUV mit deutscher Nummer bei einem Ansitz mitten auf der Straße (wohl ebenso erstaunt wie ich, dass hier noch andere Menschen unterwegs sind); ich kann mich vorbei schlängeln, freundliches Grüßen.
Zur Heimfahrt wähle ich (auch da mein Akku die Steigungen, die am Tauernradweg durch kleine Ortschaften eingebaut sind, nicht mehr schaffen würde) die Bundesstraße. Zum Glück geht es durch den Tunnel am Ausgang des Tales auch ohne Strom flott bergab. In Lend freut sich die S3, dass sie endlich wieder ein Fahrrad beherbergen darf, während ich genüsslich Essbares aus meinem Rucksack fische.

Der Feuersang ist ein fantastischer Aussichtsberg über dem Gasteinertal, mit Blick vom Dachstein bis in die Glockner- und besonders schön in die Goldberggruppe. Er ist kaum niedriger und meiner Einschätzung nach, wenn man gleich den Steig über die Lawinenverbauung unterhalb des Hohen Stuhls wählt, deutlich leichter und jedenfalls viel einsamer als der Graukogel; als Bike & Hike Tour eine runde Sache; die Biker-Vereinbarung am Beginn der MTB-Route zieht, wie üblich, jahreszeitliche (1.Mai-15.November) und tageszeiliche (2 Std. nach Sonnenaufgang und 1 Std. vor Sonnenuntergang) Grenzen; Wer sich die lange Anfahrt von Lend durchs Gasteinertal ersparen möchte (was einiges für sich hat), kann sich in Bad Gastein ein (e)-Bike mieten (https://www.bike-gastein.at/de/e-bike-verleih-gastein; https://www.gasteinertal.com/sport-fleiss-badgastein/) oder den Radtransport im ICE/EC bis Bad Gastein reservieren.






